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THEMA: Nepal
ORT: Südasien
ZEIT: 2009
BILDMAPPE: Ablage im Bildarchiv 8616 \

NEPAL

Vielen Reisenden wird Nepal als das Trekkingland ein Begriff sein, manchen fällt bei Nepal vielleicht noch der Mount Everest als höchster Berg der Welt ein. Das Land liegt in Südasien zwischen Indien im Süden und Tibet im Norden, welches heute von China annektiert ist. Nepal hat jedoch weitaus mehr zu bieten als die atemberaubenden, schneebedeckten Berglandschaften, was sich jedoch erst bei genauerer Betrachtung der Bevölkerung und des sozialen Lebens erschließt. Neben dem Hinduismus, der Nepal sehr stark über viele Jahrhunderte geprägt hat, gibt es viele interne politische, soziale und ethnische Probleme. Gerade erst vor wenigen Jahren wurde die Hindu-Monarchie nach zehn Jahren Bürgerkrieg abgeschafft und der Versuch einer demokratischen Republik unternommen. Doch bis heute bleibt Nepal ein Entwicklungsland und eine weit um sich greifende Korruption spaltet die Bevölkerung in arm und reich. Um einen Blick hinter die Berglandschaft Nepals zu werfen und sich mit dem Leben der Menschen dort zu beschäftigen, soll dieser Bericht ein paar Hintergrundinformationen liefern.

Nepal war bis zum Jahre 2006 das einzige hinduistisch regierte Königreich der Welt, in dem der Hinduismus Staatsreligion war. Durch die Volksaufstände Jana Andalon I & II (1990 und 2006) wurde der letzte König Gyanendra Bir Bikram Shah Dev am 21. April 2006 von seinem Thron gestürzt. Unterstützt wurde dieser Volksaufstand durch die maoistische Befreiungsarmee der People's Liberation Army.
Das Land wird geographisch geprägt von den hohen Gebirgszügen des Himalajas, die im Norden an Tibet grenzen. Der höchste Berg der Welt, der Mount Everest mit seinen 8.850 Metern wird von beiden Seiten der Grenze jährlich von unzähligen ausländischen Touristen bestiegen. Unterhalb dieses Hochgebirges liegt das Mittelgebirge und läuft schließlich in das flache Tiefland aus. Dieses Mittelgebirge bildet das Kernland und hier befinden sich die beiden großen Städte Kathmandu und Pokhara. Das Tiefland wird als Terai bezeichnet und grenzt an Indien. Hier leben fast 50% der Gesamtbevölkerung Nepals. In diesen unterschiedlichsten Höhenlagen leben die knapp 30 Millionen Menschen, die sich aus den verschiedensten Volksgruppen zusammensetzen. Einige der Volksstämme sind vor vielen Hundert Jahren aus dem tibetischen Hochplateau eingewandert, andere Siedlungsgeschichten einiger Ethnien liegen jedoch im Dunkeln.
Nepal ist ein sehr religiöses Land und die Menschen werden vor allem durch den Hinduismus geprägt, der im Jahre 205 n.Chr. durch indische Eroberer in Nepal mit dem bis heute gültigen Kastensystem eingeführt wurde. Das Kastenwesen hat gewaltige Auswirkungen auf die Gesellschaft und ruft große soziale Probleme hervor. Fast 80% der Gesamtbevölkerung Nepals sind Hindus. Als zweite große Glaubensrichtung steht dagegen der buddhistische Mahayana Glauben (das große Rad). Der Buddha selbst wurde in der südnepalischen Stadt Lumbini geboren, die heute ein Pilgerort für unzählige Buddhisten und Touristen geworden ist.
1990 kam es zum ersten Volksaufstand gegen die hinduistische Herrschaft des Königs und es wurden die ersten demokratischen Wahlen abgehalten. 1996 bewaffneten sich maoistische Freiheitskämpfer und solidarisierten sich mit den ethnischen Volksgruppen des Landes. Sie sammelten sich in der People's Liberation Army und kämpften gegen die Herrschaft des Königs und gegen das Kastensystem. Gegen Ende des Bürgerkrieges hatte die maoistische Befreiungsarmee knapp 80% des gesamten Landes unter ihrer Kontrolle.
2001 wurde der herrschende König Birendra Bir Bikram Shah Dev durch ein Massaker ermordet und sein Bruder Gyanendra Bir Bikram Shah Dev übernahm den Thron. Er erklärte sich 2005 zum absoluten Herrscher.
Als es im April 2006 zu dem erneuten Volksaufstand Jana Andalon II kam, musste der König seinen Palast verlassen und es wurden demokratische Wahlen zugelassen, um eine neue Regierung zu bilden. Am 10. April 2008 gewannen die Maoisten die demokratischen Wahlen und die Monarchie war in Nepal endlich Geschichte. Am 15. August 2008 wurde der ehemalige Maoisten Anführer Pushpa Kamal Dahal ‚Prachanda' zum Premierminister gewählt. Bereits wenige Monate später, am 09. Mai 2009, trat er von seinem Posten wieder zurück und die neue Regierung Nepals befindet sich seitdem in einem politischen Chaos. Bis Ende Mai 2010 will sie eine neue Verfassung schreiben, doch die Arbeit hieran geht bislang nur schleppend voran und wird durch politische Diskussionen und Auseinandersetzungen in die Länge gezogen.
Es gibt erneute Autonomiebestrebungen einiger Gruppen im Terai-Tiefland und es werden vermehrt Attentate auf kritische Journalisten verübt. Einige davon erfolgreich, als im Januar 2010 die Journalistin Uma Singh und im März 2010 der Journalist und Radiointendant Arun Kumar Singhaniya ermordet wurden. Konservative Hindus fordern ebenfalls die Rückkehr zu einem hinduistisch orientierten Staat. Nepal ist weiterhin ein Entwicklungsland und vor allem der Landbevölkerung kommt nur eine geringe Förderung ihrer einfachen Lebenslage zu Gute. Nepal ist eines der korruptesten Länder der Welt und die vielen Millionen Euro an Spenden enden häufig in den Taschen von Privatpersonen und erreichen die notleidende Bevölkerung niemals. Nicht selten wurde die Verteilung der Spenden hin zu der Landbevölkerung durch politische Gründe be- und sogar verhindert. Die Verwandlung Nepals zu einem gleichberechtigten und demokratischen Staat steckt noch in den Kinderschuhen und viele Hürden sind noch zu meistern.
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Fotos und Texte von Nicholas Ganz Zur BildgalerieWeiter
Über den Fotografen
Nicholas Ganz (Internet: www.keinom.com / Email: info@keinom.com )
lebt und arbeitet als freier Fotograf und Autor in Essen. 2004 veröffentlichte er sein erstes Buch "Graffiti World" über die weltweite Graffiti Kultur. 2006 erschien sein Buch "Graffiti Woman" über die Frauen in der internationalen Graffiti Bewegung. Seit mehreren Jahren arbeitet und recherchiert Nicholas in Asien und beschäftigt sich dort mit dem Leben einfacher Menschen und den dortigen Widerstandsbewegungen. Zusammen mit der Co-Autorin Elena Jotow schrieb er das Buch "Burma - the alternative guide", welches seit 2009 erhältlich ist. Das Burma Buch zeigt das Land in seiner breiten Faszination, von den goldenen Pagoden bis hin zu den tragischen Auswirkungen der Militärdiktatur. Seit 2008 reist Nicholas nach Nepal, um dort die Situation der Exiltibeter zu dokumentieren.



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