Tidiane
Sow während eines Grenzcamp-Meetings in Jena verhaftet
Aufruf
zu einer Protest-Faxkampagne
Tidiane
Sow von The Voice Africa Forum Berlin wurde während eines Grenzcamp-Meetings
vom 12.-14. April 2002 in Jena festgenommen und sitzt zur Zeit im Polizeigewahrsam
in der Dimitroffstrasse in Leipzig. Das Grenzcamp-Meeting ruft auf zu
einer dringenden Protest-Faxaktion zur Freilassung Tidianes.
Die Nummer des zuständigen Polizeibeamten ist 0341/9667225239
Tel. 0341/9660 ist die Zentrale.
Sendet Protestfaxe an: den Ermittlungsbeamten Herrn Junhold 0341/3030266
oder sprecht mit ihm telephonisch unter der Nr, 0341/3030239
Die Faxnummer des Bereitschaftsrichters ist 0341/4940845
Die Fax-Nummer der Polizeilichen Gewahrsamsstelle ist 0341/997990
Tidiane hatte bereits sein Zugticket, der Zug ging in drei Minuten,
als die Polizei im Bahnhof Gera eine Personenkontrolle vornahm. Da sich
die Ausländerbehörde in Chemnitz seit Monaten weigert, ihm eine Duldung
auszustellen, konnte er keine gültigen Aufenthaltspapiere vorweisen.
Grund genug, ihn mitzunehmen und in Gewahrsam zu nehmen. Und nun die
Überraschung: im Zentralcomputer gab es keinen Tidiane Sow! Er galt
seit 2 Jahren als unbekannt verzogen... Und das, obwohl er eine Verfügung
des Bundesamtes in der Tasche hatte, die ihm einen Aufenthalt während
seiner zur Zeit stattfindenden Behandlung im Berliner Zentrum für Folteropfer
zusprach! Dies ist die Folge der Weigerung der Ausländerbehörde, diesen
Beschluß anzuerkennen. Sie behauptet, Tidiane hätte sich in ihrem Zuständigkeitsbereich
aufzuhalten, obwohl der Grund für die Duldung die Behandlung in Berlin
war und rein rechtlich die Frage des Zuständigkeitsbereiches durch den
Bundesamt-Beschluß neu aufgeworfen wurde. Aber das Ausländeramt weigerte
sich, entweder seine Zuständigkeit abzugeben und den schon längst vorgelegten
Umverteilungsantrag nach Berlin stattzugeben oder eine Aufenthaltsgenehmigung
in ihrem Bereich zu erteilen.
Nun weiß jede/r Flüchtling,
1.dass es fast unmöglich ist, eine erfolgreiche medizinische Behandlung
bei dieser Entfernung (Raum Chemnitz-Berlin) zu gewährleisten;
2. dass es mit dem niedrigen Taschengeldbudget unmöglich ist, diese
Fahrkosten zu bezahlen (neben den Kosten für den Anwalt usw.;
3. dass keine Behörde in Deutschland im Traum daran denkt, diese Fahrtkosten
etwa zu bezuschussen o.ä.; dass
4. Ein Aufenthalt in einem Heim auf dem Lande in Sachsen (in diesem
Fall Pirna- Porschendorf mit besonders miserablen Zuständen) einer seelischen
Gesundung nicht gerade förderlich ist !!! Es sieht so aus, als hoffte
die Ausländerbehörde in Chemnitz, dass Tidiane Sow zwischen den Mühlen
dieses Verwaltungsboykottes aufgerieben würde. Dass es ihm an Mitteln
fehlen würde, Druck auf sie auszuüben. Dass es ihm an Kraft fehlen würde,
den Kampf um seine Legalisierung durchzustehen. Dass eine Kontrolle,
wie heute passierte, "das Problem", von selbst lösen würde...
Denn Tidiane Sow stellt mit seinem zähen, schon Jahre währenden Kampf
um einen Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland ein Ärgernis für
die Behörden dar, das es nicht geben soll! Es gilt die Meinung: Ein
minderjähriger unbegleiteter Flüchtling hat keine Asylgründe und ist
deshalb sofort abzuschieben! Die Traumatisierung durch den Bürgerkrieg
in Guinea- Bissau mit seinen schrecklichen Ereignissen, den Tidiane
Sow als kleiner Junge miterlebt hat, soll keine Rolle spielen! Diese
Hintergründe hat das Bundesamt anerkannt- eine kleine Behörde in Chemnitz
jedoch meint, dies komplett ignorieren zu können. Nun ist Tidiane Sow
in den Zentralen Polizeigewahrsam von Leipzig gebracht worden und wartet
auf die Entscheidung des Bereitschaftrichtes (Sonntag) und wahrscheinlich
des Haftrichters am Montag. Da wird entschieden, ob er in Abschiebehaft
kommt oder nicht.
Lassen wir Tidiane nicht allein!
Bitte sendet Faxe an obige Adressen und protestiert gegen die Festnahme
Tidiane Sows und seiner drohenden Abschiebung.
The VOICE
Africa Forum. Tel: 0341 / 665214. Fax. 0341/ 420270
Email: the_voice_jena@gmx.de
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Klicke
auf das obenstehende Bild und
siehe ein Flash-DSL-Video. 9 Min. Deutsch/Französisch
Alternativ hier
die Fassung für den
Windows Media Player ohne Übersetzung.
Tidiane
Sow erlebte bereits einmal im Juli 2000 eine kurzfristige Festnahme.
Nach seiner damaligen Freilassung aus dem Abschiebeknast Grünau
entstand obiges Video mit einem Portrait von ihm.
zur Person Tidiane Sows
Tidiane
ist während der Rebellion gegen die Regierung Guinea Bissaus im Juni
1998 geflohen. Menschenrechtsorganisationen
wie ai berichten von willkürlich aufgegriffenen Zivilisten in seinem
Land. Sie sind schweren Mißhandlungen, Folterungen oder Haft ausgesetzt.
Damals war Tidiane 16 Jahre alt. Seine einzig verbleibenden Familienangehörigen,
sein Onkel und Bruder,
sind seit dieser Zeit verschollen - wahrscheinlich wurden sie erschossen.
Sein Bruder war aktives Mitglied der gestürzten Regierungspartei und
sein Onkel Erziehungsminister.
Tidiane muß als Familienmitglied der ehemaligen Regierung
mit Todesgefahr rechnen.
Anfang Juli 2000 kam er in Berlin in eine Polizeikontrolle
und wurde in Abschiebehaft nach Berlin-Grünau gebracht.
Tidiane hatte Glück, kam wieder frei.
Wie es ihm erging, berichtet er in diesem Beitrag. |