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Siehe auch Bilderseite zum Camp in Fürth
und ein Audio-Hintergrund-Feature über die Bedeutung von Ausreisezentrum
"Ingelheim International - Pilotprojekt Ausreiselager"
THEMA: Abschiebeknäste
ORT: Bari Palese, Italien
ZEIT: 27. Juli 2003
BILDMAPPE: Ablage im Bildarchiv / 342 \
 

Aktionen gegen Abschiebeknäste

In Delden (Holland) dringen 63 AktivistInnen in Overalls am 24. August mittags in den Abschiebeknast ein und demontieren den Zaun mit Dietrichen.
Mit Aktionstagen vom 11. bis 14. September 03 und einem Camp fordern Flüchtlinge und antirassistische Gruppen die Schließung des sog. "Ausreisezentrums" in Fürth bei Nürnberg.
In Italien gelingt am 27. Juli 03 mehreren Flüchtlingen der Ausbruch bei einer spektakulären Aktion von internierten MigrantInnen und AktivistInnen des No Border Networks. Das Flüchtlings-Abschiebelager Bari Palese wird kurz darauf geschlossen. Ein Video (11'54, mp4)


Das Lager Bari Palese entstand 1991 als eines der ersten Abschiebelager in Italien - lange bevor 1998 das System der Abschiebelager von der linken Regierung institutionalisiert wurde. Unter unmenschlichen Bedingungen waren hier während des Kosovo-Krieges bis zu 2500 Menschen eingesperrt - hauptsächlich Roma, die über das adriatische Meer versuchten, den Nato-Bombardements und serbischen wie albanischen Attacken zu entgehen. Ein Lager ohne eindeutigem rechtlichen Status. Eine Wohnwagen-Siedlung eingerichtet auf dem Gelände des Militärflughafens von Bari, bewacht von Polizei und Militär und durch doppelte Zäune und Stacheldraht gesichert. Ein Internierungslager für Menschen, die kein Verbrechen begangen haben, aber ein Recht beanspruchten, dass ihnen vom Staat verweigert wird. Dieser macht sie zu "Illegalen" und setzt sie ausserhalb allen Rechts. Seit der Entstehung des Lagers kommt es insbesondere in jüngster Zeit immer wieder zu Riots, Massenausbrüchen der Internierten und zu Übergriffen durch die BewacherInnen. In der letzten Juli-Woche gerät das Lager mehrmals in den Blick der Öffentlichkeit. Die Nachrichten von Massenbrüchen und Riots im Lager erreichen auch das 200 Kilometer weiter südlich gelegene italienische No-Border-Camp in Frassanito. Die AktivistInnen entschließen sich, die Kämpfe der Internierten mit einer klandestin vorbereiteten Aktion am und im Lager zu unterstützen. Zur gleichen Zeit gibt es Meldungen über Riots und Ausbrüche in anderen Lagern in Nortitalien und Sizilien.

Sonntag, 27. Juli 2003, 17.00 Uhr
Etwa 80 AktivistInnen versammeln sich vor dem Militärgelände Bari Palese, auf dem sich das Lager befindet. Sie schneiden ein Loch in den ersten Zaun und 15 Leute gehen bis zur zweiten Umzäunung an die Wohnwagen. Die Anderen blockieren die Straße vor dem Gelände und demontieren Teile des äußeren Zauns. Zu diesem Zeitpunkt sind noch etwa 100 MigrantInnen im Lager, nachdem in den Tagen zuvor 70 die Flucht gelungen ist. Die AktivistInnen im Lager werden von der Polizei gestoppt und festgehalten. Dennoch interviewen sie die Internierten und machen Videoaufnahmen. Den MigrantInnen im Lager werden Telefonkarten und Adressen und Nummern von AnwältInnen und UnterstützerInnen gegeben. Die AktivistInnen außerhalb blockieren immer wieder kurzzeitig die Straße entlang des Militärgeländes. Mit Aktionen am Zaun und auf dem Gelände werden Militär und Polizei mehrmals kurzfristig abgelenkt, um die Flucht einiger Internierter zu unterstützen. Es gelingt: Im Laufe der Aktion brechen (je nach Quelle) 15 oder 21 MigrantInnen aus dem Lager aus. Einige werden bald wieder eingefangen, einigen gelingt die Flucht. Erst um 22.30 Uhr wird es den AktivistInnen drinnen erlaubt, zu gehen. Die 15 müssen ihre Personalien abgeben, verlassen das Lager allerdings zunächst ohne Anzeige und mit Videoaufnahmen.
Bilder und Stimmen aus dem Lager gelangen durch die Aktion an die Öffentlichkeit. Die Internierten berichten in den Interviews davon, dass für sie in diesem Nicht-Ort nicht einmal die grundlegendsten Rechte gelten. Die Bilder und Stimmen kursieren. Berichte über die Zustände aus dem Inneren des militärischen Sperrgebietes Bari Palese gelangen nach Außen und läuten das Ende des Lagers ein: Wenige Tage nach der Aktion wird das Lager geschlossen. Nach offiziellen Angaben liegt der Grund in den hohen Kosten der Verwaltung des Lagers. Gleichzeitig machen sich einige, denen der Ausbruch gelungen ist, mit Hilfe von AktivistInnen auf die Suche nach neuen Perspektiven...

 


Video: Creative Commens

Klicke auf das obenstehende Bild und siehe ein Video.
(11'54 Min. - mp4) englisch/französisch/italienisch



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