Global action day in
Washington D.C. und San Francisko
"The
attitude of the United States of America is a threat to world peace"
(Nelson Mandela)
Ein Bericht von albatros 27.Oktober 2002 Berkeley.
Die meisten der ueber 250.000 DemonstrantInnen gingen in San Francisco
und Washington D.C. auf die Strasse und folgten somit Aufrufe der aus
der orthodox-kommunistischen Workers World Party hervorgegangenen Gruppe
"Int'l ANSWER" (Act now to stop War and end racism), die OrganisatorInnen
der beiden Grossdemos. Aber auch in anderen Staedten der USA wurde gegen
den Krieg demonstriert: In Nashville, Tennesse waren es 650, in St.Louis
200, in Madison 1000, in Seattle (der Stadt der Anti-WTO-Proteste 1999)
5000, in Minnesota 12.000, in Maine 3500,in Chicago 4000 und mindestens
1000 in Kingston, NY. Ausserdem Portland, Milwaukee und mehr.
In Washington DC wurde das Weisse Haus durch die Anzahl der DemonstrantInnen,
mindestens 125.000 (andere sprechen von 200.000) komplett umzingelt.
Die OrganisatorInnen, die die ankommenden Busse aus entlegendsten Orten
der USA, von Alsaka bis Florida zaehlten, notierten mindestens 500 Busse.
Der "San Francisco Cronicle", Tageszeitung aus San Francisco bezeichnet
die Demo in ihrer Stadt als die groesste seit dem Vietnam -Krieg. Der
"Cronicle" spricht von 42.000, die OrganisatorInnen von 80.000
teilnehmenden Personen.
Das Spektrum der Teilnehmenden war sehr unterschiedlich und vielfaeltig,
von ganzen Kirchen-und Moschee-Gemeinden ueber demokratische Congressabgeornete,
Gruene und SchuelerInnen bis zu unzaehligen diversen politischen Gruppen
und Organisationen (Native-american, African-american, Mexican, Asian,
Middle-East...) und Einzelpersonen und SchauspielerInnen und KuenstlerInnen
und und und... (eine Liste mit all den Unterstuetzenden ist zu finden
bei www.InternationalANSWER.org)
Die Demo in San Francisco dauerte ca. 1 Stunde, es vergingen jedoch
Stunden, bis alle TeilnehmerInnen sich auf dem Abschlussplatz Civic
Plaza, versammelt hatten. Fuer die beste Stimmung sorgten die Samba
und Drumming-Bands, viele Parolen wurden nicht gerufen, meist gab es
ein paar Vorrufer mit Megaphon, dem dann die anderen folgten.
"Baseball, Apple Pie and Pre-emptive Strikes" ? Neben riesigen Puppen
und einigen Drum-Bands hatten Tausende selbstgebastelte oder mitgebrachte
Plakate und Transparente dabei: In San Francisco waren Anti-Kriegs-Parolen
wie "1,2,3,4, we don't want your fucking war" "Drop Bush, not Bombs",
"You can bomb the world into pieces, but you can't bomb it into peace",
"Veterans for peace", "Prevent Wildfires, cut down the bush's" "Don't
kill in my name", "Baseball, Applepie and Preemptive Strikes" oder "The
foundation of LOVE is PEACE, UNDERSTANDING and FORGIVENESS and not war",
zu lesen.
Ein Riesen-Foto von den Massaker in My Lai 1968, begangen von der US-Armee
in Vietnam, bei der mindestens 500 Zivilisten getoetet wurden, war eines
der meistfotografiertesten Motive der Demo.
Anti-kapitalistische/anti-imperialistische oder gegen die US-Regierung
gerichtete Parolen lauteten:
"How did our Oil get under their sand ?"
"Stop the corperate War machine"
"Regime change beginns at home"
"NO blood for oil"
"US sponsored terrorists"
"Fuera Yanqui de Latin America"
"US has the most weapons of mass destruction"
"Oust Bush, destroy U.S. Chem and Biol. Weapons"
oder auch "France - use your veto" (Frankreich - gebrauche dein VETO)
"False Patriots have stolen our democracy" (Falsche Patrioten haben
unsere Demokratie beraubt)
"I support President Carter and i'm proud of it" (Ich unterstuetze President
Carter und ich bin stolz drauf)
Andere Parolen waren in Solidaritaet mit Palestina und gegen die israelische
Regierung gerichtet:
"Palestine the heart of the matter"
"Israel the most dangerous source of Terrorism"
"Bush, Blair, Sharon-the real Axis of Evil"
"Free Paletine"
Vereinzelt gab es Hitler-Bush Plakate zu sehen. (ich selbst habe zwei
gesehen)
In D.C. und San Francisco war die Auswahl der RednerInnen von ANSWER
kontrolliert, in San Francisco waren viele Mitglieder oder assozierte
Mitglieder von ANSWER.
Den meisten Applaus erhielt die Kongress-Abgeordnete Barbara Lee der
"DemokratInnen" aus Oakland, die diesmal zusammen mit 132 anderen Abgeorneten
gegen die Irak-Kriegs Resolution im Kongress gestimmt hat, aber als
einzige Abgeordnete von 432 Abgeordneten letztes Jahr gegen den Krieg
in Afghanistan stimmte. Barbara Lee wurde frenetisch begruesst, "Barbara,
Barbara"-Sprechchoere und "Barbara for President" schallte es aus der
Menge, die sich um die Buehne gruppierte. Andere RednerInnen oder Kuenstler
waren Abgeordnete des japanischen Parlaments, der Leadsinger Michael
Franti, Not in our Name, Schauspielerin Susan Sarandon (Thelma und Louise)
in D.C., die dort den meisten Applaus erhielt sowie der Gruene Peter
CAMEJO, der sich zu den Wahlen fuer den Gouverneur in California hat
aufstellen lassen. Als einer der wenigen RednerInnen richtete sich seine
Kritik auch an jene Gruppen, die die USA in der Vergangenheit unterstuetzte,
von Saddam Hussein bis Osama Bin Laden, er verurteilte sie als klar
als anti-semitisch und anti-Frauen. Viele RednerInnen verknuepften oekonomische
Interessen (Oel) mit militaerischen der US-Regierung und wiesen auf
die eigentlichen US-Interessen hin und kritisierten die Verlogenheit
und Doppelmoral in Bezug auf Menschenrechte, fuer die sich die US-Regierung
angeblich so sehr einsetze wuerde. (Beispiel Chile 1973 oder Somoza
in Nicaragua , den die USA bis zuletzt unterstuetzte , unter dem jetzigen
Friedensnobelpreistraeger und damaligen Praesidenten Jimmy Carter (1976-1980).
Allen war gemeinsam die deutliche Absage an Krieg und dem Wunsch, die
jetzige Regierung abzuloesen. Waehrend Bush tretmuehlenartig wiederholt,
dass die Waffen Iraks eine Bedrohung fuer die USA sei und es notwendig
sei, Massenvernichtungswaffen zu zerstoeren, besitzen die USA selbst
6000 nukleare Waffen und haben ein Militaer-Budget von 396 Milliarden,
groesser als das der naechsten 15 folgenden Militaermaechten zusammen.
Generell laesst sich aber auch festhalten, dass die RednerInnen oder
die in den Reden verbreiteten Inhalte nicht unbedingt die Vielfalt und
Unterschiedlichkeit der DemonstrantInnen repraesentierte oder oder zum
Ausdruck brachte. (Allerdings ist mein Eindruck auch nur subjektiv-logo)
Trotzdem machten viele auch ihr eigenes Ding: In D.C. stoppte der Community-Feeder
march an dem Hauptportal der Washington Post, einer grossen regierungsnahen
Tageszeitung., entkleideten sich zum Teil und riefen Parolen wie "Stop
printing Lies" (Hoert auf, Luegen zu drucken". In San Francisco organisierten
ca. 3000 AnarchistInnen eine Breakaway-Demo (kleine Demo, die sich von
der grossen abtrennte), durchbrach Polizeisperren, lief und sprintete
unter lautem Gejohle durch die Innenstadt und lies am Ende alle moeglichen
RednerInnen durch eine improvisierte Buehne zu Wort kommen.
Festnahmen waren nicht zu vermelden.
Israel/Palestina Konflikt: Der Israel/Palestina Konflikt spiegelte sich
auch zum Teil in der Demo wieder, allerdings auch nur zum Teil, die
ueberwiegende Mehrheit der DemonstrantInnen richtete ihren Protest gegen
einen evt. bevorstehenden Krieg und die Politik der Bush-Administration.
In San Francisco betonten einige RednerInnen die Solidaritaet mit Palestina
"Free Palestine", "Long live Palestine", "Kampf dem Zionismus" u.s.w.
Was das konkret bedeuten wuerde, was damit konkret gemeint sei wurde
nicht naeher erlaeutert. Es blieb bei eher platten, einseitigen Parolen.
Kritik an Hamas, Islamic Jihad, Al -Aksa-Brigaden, Hisbollah, den Selbstmordattentaten,
dem existierenden Anti-Semitismus und der Nichtanerkennung des Staates
Israels innerhalb der palestinesischen Gesellschaft wurde nicht artikuliert.
Eine positive Bezugnahme auf FriedensaktivistInnen oder anderen progressiven
Gruppen in Israel und Palestina gab es ebenfalls nicht. Der dargestellte
Konflikt wurde in schwarz-weiss Bildern und undifferenziert praesentiert.
Dagegen nuancierter und konkreter kritisierten jene RednerInnen, die
sich selbst auch als amerikanisch juedisch benannten ("i'm also American
Jew and i want to say..."), die Besatzungsspolitik der israelischen
Regierung, die Häuserzerstoerungen und den Ausbau der juedischen
Siedlungen in den Besetzten Gebieten.
Die Free Palestine Alliance, die als OrdnerInnen mit roten Armbinden
auf der ANSWER-Demo fungierten (ca. 35), liefen mit T-shirts auf, auf
denen ein/e PalestinenserIn mit Pali-Tuch und dem Schriftzug Intifada
sowie dem Slogan "Palestine will be free from the river to the see"
(damit ist der Jordan-Fluss bis zum Mediterranem Meer gemeint)zu lesen
war. (Auf meine Frage was das denn konkret zu bedeuten haette, als ich
jemandem mit solch einem Shirt ansprach, erwiderte sie mir, "sie koenne
das auch nicht genau erklaeren, sie haette das T-shirt gerade erst vor
10 Minuten uebergestreift", aber ich solle "dochmal den da fragen, der
weiss Bescheid". Diese andere Person erklaerte mir dann, "damit sei
die Schaffung eines Staates Palestina gemeint, in dem dann alle, also
Israelis und Palestinenser leben sollten".
Allerdings sei nocheinmal betont, dass die ueberwiegende Mehrheit auf
die Strasse ging, um gegen einen Krieg in Irak zu protestieren. Ihnen
war es wahrscheinlich so ziemlich wurscht, wer fuer die Demo aufruft.
Entscheidend war der Hauptslogan "Stop the WAR against Iraq", unter
dem sich schliesslich alle vereinten. Eine Position zu Palestina wurde
so nur von wenigen praesentiert, allerdings durch die Tatsache, dass
ANSWER die Auswahl der RednerInnen bestimmte, sehr sichtbar. ANSWER
organisierte auch eine Pro-Palestina Demo in Washington D.C. am 20.April
2002.
ANSWER selbst ist assoziiert mit IAC (International Action Center),
welche wiederum eine Frontorganisation der Workers World Party (Arbeiter
Welt Partei) ist, die 1980 das Massaker auf dem Tiannamen-Square in
Peking als "notwendige Massnahme gegen die Klein-Bourgeousie" bezeichnete.
Eine Hauptperson von ANSWER/IAC, die haufig bei Demos auftritt und redet,
ist der ehemalige US-Justizminister General Ramsey Clark. Sowohl Clark
als auch IAC unterstuetzen den ehemaligen yugoslawischen Ministerpraesidenten
Slobodan Milosovic. Ramsey Clark selbst bot Milosovic nach seiner Festnahme
und Ueberfuehrung in die Niederlande an, ihn vor dem Internationalen
Gerichtshof in Den Haag zu verteidigen. Heute ist er legaler Berater
von Milosovic.
Gruppen aus dem undogmatischen und anti-authoritaeren Lager bezeichnen
ANSWER, die selbst gemachte Plakate zu Tausenden in die Menge verteilen,
als eine Gruppe, die es hervorragend versteht, Demos und Mobilisationen
fuer ihre Zwecke zu funktionalisieren, zu vereinnahmen und zu steuern.
Allerdings ist das auch der eigenen Schwaeche der undogmatischen Linke
in den USA geschuldet. Ein Beispiel fuer die Vereinanhmungspolitik von
ANSWER ist zu finden bei der Journalistin Lisa Featherstone, die fuer
"The Nation" schreibt. Der Artikel ist in englisch: www.thenation.com/doc.mhtml?i=20020506&s=featherstone20020421
Trotzalledem - die Demos machen Mut, eine Opposition zur offiziellen
US-Regierungspolitik ist deutlich sichtbar und ihr Protest verschafft
sich lautstark Gehoer. Was viele KommentatorInnen immer wieder betonen,
ist , dass zum jetzigen Zeitpunkt mehr Menschen gegen Krieg auf die
Strasse gehen, als vor dem Beginn des Vietnam - Krieges 1964.
Mehr Infos bei Indymedia.org, indymedia.d.c. oder indymedia.
San Francisco Imagine all the people living life in peace...
Imagine there's no heaven,
It's easy if you try,
No hell below us,
Above us only sky,
Imagine all the people living for today...
Imagine there's no countries, It isnt hard to do,
Nothing to kill or die for,
No religion too,
Imagine all the people living life in peace...
Imagine no possesions,
I wonder if you can,
No need for greed or hunger,
A brotherhood of man,
imagine all the people Sharing all the world...
You may say Im a dreamer, but Im not the only one,
I hope some day you'll join us,
And the world will live as one
(John Lennon)
Ein Bericht von albatros 27.Oktober 2002
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Quelle
der Fotos: Indymedia)
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