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Kubat-Dreieck
Ausschnitt (6'37 Min.)

hier ansehen (mp4-Video)

Ein Film von autofocus-Videowerkstatt
(45 Min., 1988)

THEMA: Berliner Mauergeschichte
ORT: Berlin
ZEIT: 26. Mai - 1. Juli 1988
BILDMAPPE: Ablage im Bildarchiv 476 \

Das Kubat-Dreieck

Am 1. Juli 1988 flüchteten die BesetzerInnen des Kubat-Dreieck mit einem legendären Mauersprung von West nach Ost.

Wir begeben uns auf die Spuren des Kubat-Dreiecks. Anlass ist der Jahrestag der Räumung dieses kuriosen besetzten Dorfes am 1. Juli 1988. Das ursprünglich und auch heute noch als Lenné-Dreieck bezeichnete Gebiet in Berlin lag nach dem Mauerbau zwar auf Westberliner Seite, gehörte aber eigentlich dem Staatsgebiet der DDR an. Über die Zeit entwickelte sich aus dem ungenutzten Niemandsland ein Biotop mit 161 verschiedenen Pflanzenarten. Westberlin plante auf diesem Gebiet eine Stadtautobahn (Teilstück der Westtangente). Im Rahmen dessen sollte ein Gebietstausch, der 16 Flächen (Enklaven) umfasste, zwischen Westberlin und der DDR stattfinden. Zusätzlich zahlte Westberlin 76 Mio. DM an die DDR. Stichtag der Gebietsübergabe sollte der 1. Juli 1988 sein.
Dies war Anlass für die Besetzung, an der sich UmweltschützerInnen, Punks, Autonome und weitere Linke aus Westberlin beteiligten. Die DDR hatte kein Interesse die BesetzerInnen zu vertreiben oder wollte keinen Imageverlust gegenüber der Westberliner Linken riskieren. Die Westberliner Polizei hatte wiederum keine Berechtigung auf das Gebiet zuzugreifen, dadurch ergab sich auf dem Lenné-Dreieck ein Freiraum, der sich zur Besetzung anbot. Das Angebot nahmen hunderte Leute dankbar an. Am 26. Mai errichteten sie auf dem Kubat-Dreieck die ersten Hütten. Der Name sollte an Norbert Kubat erinnern, der nach dem Riot in Kreuzberg am 1. Mai 1987 inhaftiert worden war und sich am 26. Mai 1987 in der Zelle das Leben nahm. Weiter im Überblick siehe unten.

Neben der Bildergalerie die wir für Euch zusammengestellt haben, gibt es einen Videoausschnitt von autofokus (siehe oben) und zwei Audiointerviews mit einem der ehemaligen Besetzer, der mit über die Mauer sprang und einem ehemaligen DDR-Offizier, der das Treiben - nicht nur aus beruflichen Gründen - von der anderen Seite verfolgte (siehe rechts).
Wir, dass sind Lea v. Lüttichau und Anna Motzel, neu in Berlin und zur Zeit Praktikantinnen im Umbruch-Bildarchiv. Für uns waren die Kubat-Recherchen ein interessanter Einblick in die Berliner Besetzer-Geschichte, an der wir gerne teilgenommen hätten.

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  Audio-"Interview West" (7'13 Min, mp3) hier anhören
mit HG, der damals bei der Besetzung und auch beim Mauersprung mit dabei war. Die Räumung des Kubat-Dreieck war für ihn Auslöser einer persönlichen Krise. Er berichtete uns, dass das ständige traktiert werden durch die Polizei, sowie die Drohung, für Jahre in den Knast gehen zu müssen, mit dazu beitrugen, dass er später vor einem Kirchturm "gestürzt" gefunden wurde. Seitdem ist er querschnittsgelähmt.
HG hat den Infoladen M99 in der Manteuffelstraße 99 (kurz vor seiner Zwangsräumung im Jahr 2017 fand er neue Unterkunft in der Falckensteinstraße 46), in dem man unter anderem linke Bücher und Klamotten bekommt. Link zu seiner Geschichte siehe unten.
 
  Audio-"Interview Ost" (8'26 Min, mp3) hier anhören
mit FT, einem ehemaligen Offizier der DDR der zum Zeitpunkt der Besetzung an der Berliner Mauer zur Grenzaufklärung eingesetzt war. Er konnte damals das Geschehen von der Ostseite aus miterleben und beschäftigt sich auch heute noch mit der Geschichte des Kubat-Dreiecks
...
 


  Auf dem Gebiet entwickelte sich ein buntes Dorf mit Hütten, Straßenschildern, VoKü´s, Gemüseanbau und vielem mehr. Die ´Westberliner Polizei zäunte das Gebiet ein und traktierte die BewohnerInnen von außen mit Wasserwerfern. Nachdem die BesetzerInnen hartnäckig blieben, startete die Westberliner Polizei am 20. Juni 1988 einen Großeinsatz, bei dem ca. 1000 Kartuschen Tränengas auf die BewohnerInnen abgeschossen wurden. Die Tränengasschwaden waren noch in Kreuzberg zu spüren. Der Angriff blieb allerdings nicht ohne Reaktion. Drei Tage später folgte der Gegenangriff, bei dem die BesetzerInnen mit Hilfe von Molotowcocktails einen Teil der Umzäunung niederrissen.
Am 1. Juli 1988 fand die Gebietsübergabe statt und die Westberliner Polizei begann bereits am frühen Morgen mit der Räumung.
Wie auf diversen Plenas im Vorfeld geplant, begann ein Teil der BesetzerInnen über die Mauer nach Ostberlin zu klettern, um die Westberliner Polizei ins Leere laufen zu lassen.
Die DDR war ebenfalls vorbereitet, half den knapp 200 BesetzerInnen über die Mauer und setzte sie in die bereitgestellten Transporter. Nach einem Frühstück und kurzer Befragung wurden die Mauersprüngler wieder zurück nach Westberlin gebracht.

Weitere Informationen und Fotoberichte:

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