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...Wo am Abend Randale angesagt ist, der Alkohol reichlich
fließt und die Rajasthanis neben der offiziell nicht gern gesehenen
Alkoholflasche auch zur Opium-Pfeife greifen.
...Wo der hitzige Herbergswirt brüllend vor Wut mit dem langen
Küchenmesser in der Hand auf die Straße stürzt in
eine Gruppe farbesprühender Jugendlicher und mit dem Messer fuchtelt
- Messerstecherei, Totschlag, Menschenauflauf befürchtet wird;
die Jugendlichen sich dann friedlich zerstreuen, der Wirt beruhigt
in seine Herberge zurückkehrt.
...Wo die Hunde lauter als sonst den vollen Mond anheulen und die
rot und blau besprühten heiligen Kühe länger als üblich
in den schmalen Gassen sich drängen, bevor sie sich irgendwo
auf die Fahrbahn schlafen legen.
...Wo in der Ferne der Zehn Uhr-Zug eindringlicher als sonst zum Einsteigen
zur nächtlichen Fahrt nach Jodhpur auffordert, ein Rest von Archaischem
in dieser Nacht die dünne Zivilisationsschale des Menschen zerbricht
und die Touristen dies ahnen und verunsichert durch die dunklen Gassen
eilen - der sicheren Hotelabsteige entgegen.
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...Wo mich ein Rausch erfaßt
und ich schreibe. Das sind die besonderen Augenblicke in meinem Leben.
...Wo ein junger Mann auf der Straße eine Frau mit roter Tinktur
traktiert, sie besprüht und die Frau ruhig seine wilde Attacke
über sich ergehen läßt - über und über mit
Farbe bespritzt und von den vielen Angriffen durchnäßt und
wie aus einem blutigen Bad gestiegen. Wie sie ihrerseits den nun ruhig
dastehenden Mann mit ihrem farbnassen Schal peitscht. Ein emotionaler
Ritus, der unangenehme Assoziierungen mir weckt und der nicht ohne erotische
Ausstrahlung ist.
...Wo am 1. März pünktlich um vier Uhr nachmittags der Zauber
von einem Moment zum anderen verflogen ist, die Frauen eilig Straßen,
Türen und Hauseingänge säubern, die Männer frisch
gewaschen in sauberen weißen Hemden auf den Straßen umherschlendern,
als sei das ganze "Holi"-Fest nur ein bunter Spuk gewesen
- der Besucher sich erstaunt die Augen reibt und sich fragt: "War
es nur ein Traum?" |
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