Zwangsräumung in Berlin-Treptow
trotz Protesten durchgesetzt
In der Kiefholzstraße
8 in Berlin Alt-Treptow versuchten gestern rund 70 Aktivist*innen sowie
solidarische Nachbar*innen eine Zwangsräumung zu verhindern. Auf
Bitten der Gerichtsvollzieherin und der Hausverwaltung setzte die Polizei
die Räumung schließlich nach etwa 4 Stunden mit rund 60 BeamtInnen
durch.
Der Mieter zog vor 14 Jahren in die Kiefholzstrasse, als hier noch der
verträumte Osten an der Grenze zu Kreuzberg sich gerade neu erfand.
In kürzester Zeit wurde aber auch dieser Winkel Berlins zu einem
verwertbaren Spekulationsobjekt. In diesem Fall spekulierte ein Hamburger
Eigentümer darauf, dass er für diese Wohnung sehr viel mehr
Miete bekommen könnte. 2015 wurde das heruntergekommene Haus an die
ERNO Verwaltungsgesellschaft mbH & Co. KG aus Hamburg verkauft. Diese
nahm einige Reparaturen vor, vieles aber blieb in schlechtem Zustand.
So ist die Heizung in der Küche defekt, die Böden und das Bad
sind reparaturbedürftig, die gesamte Wohnung ist allgemein in einem
schlechten Zustand. Die Miete wollte der neue Eigentümer trotzdem
erhöhen. Wären die Schäden in der Wohnung beseitigt worden,
hätte der Mieter der Mieterhöhung zugestimmt. Da dies nicht
passierte bezahlte er die alte Miete. Dies führte zur Kündigung
und zu einem gerichtlichen Räumungsurteil.
"Zwangsräumung ist eine existenzielle Bedrohung für Mieter*innen
und ist das restriktivste Mittel für Eigentümer*innen. Gleichzeitig
wächst die Obdachlosigkeit derart rasant, dass mittlerweile sogar
der Mittelstand bedroht ist", sagte eine Aktivistin von "Zwangsräumungen
verhindern" am Rande der Aktion. "So etwas passiert ständig.
Es ist immer der gleiche Ablauf: Eigentümerwechsel, Mieterhöhung,
Rauswurf. Nur die Namen ändern sich."
Ein ausführlicher
Bericht über die Räumung beim Bündnis
gegen Zwangsräumungen
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