75
Jahre nach der Pogromnacht
am 9. November
Mehr als 500 Menschen
kamen am 9. November 2013 zu einer Gedenkkundgebung gegen Antisemitismus
und Rassismus am Mahnmal Levetzowstraße in Moabit. Anlass waren
die Gewalttaten gegenüber jüdischen Mitbürgern während
der Reichspogromnacht am 9. November 1938. Vor 75 Jahren organisierte
das nationalsozialistische Regime gezielt landesweite Angriffe auf Juden.
Dabei wurden während der Novemberpogrome hunderte Menschen ermordet,
weit über tausend Geschäfte, Synagogen, Friedhöfe und Wohnungen
zerstört.
Wo früher eine der größten Synagogen Berlins stand, war
ab 1941 ein Sammellager für Juden, von denen aus sie in Konzentrationslager
deportiert wurden. Seit 1988 steht hier ein Mahnmal, das einen Zugwaggon
darstellt und eine meterhohe Eisenplatte, in das die Anzahl der von hier
ab 1938 deportierten Juden eingestanzt ist. Der Zeitzeuge Horst Selbiger
berichtet (*1928) über seine Erinnerungen, über die Verfolgung
und die Zeit im ehemaligen Sammellager in der Levetzowstraße. Die
Teilnehmer der Gedenkveranstalter verstummten. Ein weiterer Zeitzeuge,
Ralf Bachmann (*1929) schilderte, wie er als Kind die Reichspogromnacht
in Sachsen erlebte: Am 10.November 1938 hatte kaum eine jüdische
Familie noch Tassen, um daraus zu trinken. Alles wurde in der Nacht zerschlagen.
Ich kann mich erinnern, wie alle weinten, nicht über den Verlust,
sondern wie ihnen Nachbarn, Bekannte, Mitbürger das antun konnten
und sie nicht mehr sicher waren. Bachmann und Selbiger wurden von
den Nazis als "Halbjuden" verfolgt. Die Redebeiträge wurden
musikalisch begleitet von der Gruppe Zhetwa. Im Anschluss fand eine Demonstration
zur Putlitzbrücke statt, an der 500 Menschen teilnahmen. Die Strecke
orientiert sich dabei an dem Weg, den die Jüdinnen und Juden vom
Sammellager in der Levetzowstraße zum Deportationsbahnhof an der
Putlitzbrücke am helllichten Tag zum Teil unter Applaus der deutschen
Bevölkerung gehen mussten.
Aufgerufen zu Kundgebung und Demonstration hatten die Vereinigung der
Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen (VVN-BdA), FelS,
TOP Berlin und antifaschistische und antirassistische Gruppen Berlins.
Während der Veranstaltung wurde deutlich, dass Antifaschismus und
Antirassismus zusammen gedacht werden muss, damit sich der zur Zeit aufkeimende
Fremdenhass nicht etablieren kann.
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