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THEMA: Entschädigung von ZwangsarbeiterInnen Warschau
ORT: Warschau
ZEIT: Januar 2002
BILDMAPPE: Ablage im Bildarchiv / 4731 \
 

Angemessene Entschädigung statt Almosen für alle ehemaligen ZwangsarbeiterInnen

Morgen, am 27.1., wird der Opfer des Faschismus und der Befreiung der Konzentrationslager gedacht. Wir nehmen dies zum Anlass, nachdrücklich die Forderungen der ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter nach Entschädigung statt Almosen zu unterstützen.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden mehr als 10 Millionen Menschen – zwei Drittel von ihnen Frauen – vor allem aus Polen und der ehemaligen Sowjetunion (hier besonders aus der Ukraine) nach Deutschland verschleppt. Sie mussten in der Industrie, aber auch in Handwerksbetrieben, auf Bauernhöfen, in öffentlichen Einrichtungen, Kirchen oder privaten Haushalten Zwangsarbeit leisten. Das westdeutsche sogenannte Wirtschaftswunder nach dem Krieg wäre ohne die Zwangsarbeit nicht möglich gewesen.
Ohne den Druck, den Opferverbände in den USA ausübten, wären deutsche Wirtschaft und Regierung nicht bereit gewesen, den Überlebenden das ihnen zustehende Geld – das sowieso nie für alles »entschädigen« kann – zu zahlen. Nur die Angst vor Schadensersatzklagen, vor der Beschlagnahmung und Zwangsversteigerung deutschen Eigentums wegen der Entschädigungsklagen griechischer Opfer des Naziregimes und davor, Absatzmärkte zu verlieren, trieb sie zu dem Kompromiß, der zur Auszahlung einer ersten Rate Mitte letzten Jahres führte.
Aber auch hier bewiesen die mit dem Umtausch in Zloty befaßten deutschen Geldinstitute wie Dresdner Bank und Deutsche Bank, dass sie weiter an jeder Mark sparen wollen: Mit dem schlechten Umtauschkurs gingen den Überlebenden zunächst Tausende von Zloty verloren, und es mußte langwierig nachverhandelt werden, bis Ende 2001 der deutschen Stiftung der Ausgleich der entstandenen Verluste abgerungen werden konnte. Die Auszahlung der zweiten Rate ist nicht in Sicht und es steht zu befürchten, dass ohne Druck auch diese verzögert, gekürzt oder sogar ganz gestrichen wird. Hierbei werden infamerweise auch Opfergruppen gegeneinander ausgespielt. Ganz zu schweigen von all den ehemaligen ZwangsarbeiterInnen, die von vornherein von Geldzahlungen ausgeschlossen wurden oder den Hundertausenden, die keine Nachweise über ihre Zwangsarbeit erbringen können oder die schon gestorben sind.
Um den Druck auf die deutsche Wirtschaft in dem Sinne zu erhöhen - sind Initiativen in vielen Ländern nötig: Es hat sich gezeigt, dass die deutsche Wirtschaft besonders sensibel auf Druck aus dem Ausland und dortigen Imageverlust reagiert; - sind Aktionen auf verschiedenen Ebenen notwendig: Von offiziellen Verhandlungen, über Boykottkampagnen gegen deutsche Waren/Firmen, bis zu phantasievollen Happenings wie heute, muss alles unternommen werden, um der deutschen Wirtschaft so viel Geld wie möglich abzufordern.
Mercedes Benz war und ist einer der größten und wichtigsten Waffenproduzenten Deutschlands. In den besetzten und annektierten Gebieten errichtete Daimler-Benz in Zusammenarbeit mit der Wehrmacht viele »kriegswichtige« Werke u.a. in Rzeszow. In allen diesen Werken setzte Daimler-Benz KZ-Häftlinge, Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen ein: aus Auschwitz, Dachau, Ravensbrück, Majdanek und Sachsenhausen. In das Daimler-Benz-Flugzeugmotorenwerk in Genshagen waren über 1.000, hauptsächlich polnische Frauen verschleppt worden, fast alle aus dem KZ-Ravensbrück. Darunter befanden sich viele Teilnehmerinnen des Warschauer Aufstandes. Es war üblich, dass Vertreter von Daimler-Benz in die Konzentrationslager kamen, um sich die Arbeitskräfte persönlich auszusuchen, so auch für Genshagen. Nach dem Krieg weigerte sich Mercedes bis zuletzt, Lohnansprüche der ehemaligen ZwangsarbeiterInnen anzuerkennen. Statt dessen ist Mercedes wie die anderen Unternehmen jetzt, nach über 50 Jahren Nichtstun, der »Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft« beigetreten und hat damit die »billigste« Lösung gefunden: Das Stiftungsgesetz schließt Rechtsansprüche ausdrücklich aus und macht aus Menschen mit Lohn- und Entschädigungsansprüchen AlmosenempfängerInnen. Zwangsarbeit war und ist kein »moralisches, humanitäres Problem«, sondern steht in der bösen Tradition deutscher »Ausländerbeschäftigung« und Großmachtpolitik, und das gilt leider auch für die geringe »Entschädigung«, wie sie Mercedes zu zahlen bereit ist.
Daher stehen wir – eine Gruppe deutscher und polnischer AktivistInnen, die sich gegen Rassismus, Sexismus und Faschismus engagieren – heute vor und in Mercedes Benz, um den lumpigen Beitrag der deutschen Wirtschaft und damit auch den von Daimler Benz in die Höhe zu treiben! Kein Vergessen, kein Vergeben für die Profiteure der Zwangsarbeit!

 
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Foto: Umbruch-Bildarchiv
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