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THEMA: Zweigeschlechtlichkeit
ORT: Berlin
ZEIT: 21. November 2002
 

Z wie Zwitterror

Ein Video über Zweigeschlechtlichkeit der Gruppe Heckenrosen

Einen fünfminütigen Videofilm aus Berlin erhielten wir aus dem Hause "Heckenrosen". Eva aus Berlin gibt eine Kontaktanzeige auf. Adam findet das super. Und so wird sich im Windschatten des Fernsehturms am Alexanderplatz getroffen. Eine allseits bekannte Geschichte nimmt ihren Lauf. Das Erwachen für Adam und Eva in der Realität ist nicht von Freude geprägt. Der Trashfilm ist selbstredend parteilich, fies und den "Zwischenwesen" gewidmet. Das "Erwachsenenbildungswerk gegen jeden Krieg und gegen den globalen Terror zweier Geschlechter" hat zur Ergänzung einen inhaltlichen Beitrag beigelegt. Viel Spaß bei Sehen.

 



Video: Heckenrosen

Klicke auf das obenstehende Bild und siehe ein Video. (5'05 Min., mp4)

Z wie Zwitterror

Ken und Barbie, die allseits beliebten Übungsgeräte für Kinder, um sich im heterosexistischen Alltag zurechtzufinden, treffen sich als Erwachsene wieder: Sie heißt Eva und hat eine Kontaktanzeige aufgegeben. Adam findet das großartig und los geht's... Gegen den Wahn, die Welt in Frau und Mann aufzuteilen und das auch noch für normal zu halten, scheint kein Kraut gewachsen. Eva und Adam tun so, als hätten sie mit den Verhältnissen nichts zu tun, dabei bringen sie diese Verhältnisse hervor.

Die Kategorisierung in Frau und Mann schafft den Ausgangspunkt täglicher Rollenzuweisung, ein Oben und Unten. Die Dualismen Mann-Frau, Freund-Feind, Zivilisation-Barbarei, deutsch-fremd, gesund-krank, weiss-schwarz schaffen die Voraussetzung für alltägliche kriegerische Unterdrückungsverhältnisse und gesellschaftlich legitimiertes Morden. Bipolares Denken ist Teil patriarchaler Herrschaft und bedeutend für die Kriegsführung und Kriegsfähigkeit. "Wir" sind die Guten - die "Anderen" folglich die Bösen. Dazwischen soll es nichts geben, denn das stört die klaren Fronten. Adam und Eva können und wollen diese Zusammenhänge nicht realisieren. Ohne klare Schubladen würde ihr Leben aus den Fugen geraten.

Die soziale Geschlechterhierarchie beginnt mit der medizinischen Eliminierung biologischer Abweichungen von dieser angenommenen Norm. Aus eben diesen Grund sind Zwitter sowohl biologisch wie sozial in dieser Gesellschaft unsichtbar, bzw. vernichtet worden. Die Unsichtbarkeit von möglichen anderen Geschlechtskategorien ist zwingend, um auf einer scheinbar natürlichen biologischen Zweigeschlechtlichkeit die scheinbar ebenso natürliche soziale "Ordnung" in die Köpfe hinein zu pflanzen. Vor der Geburt wird mit der vermeintlich normalsten aller Fragen ("Ist es ein Junge oder ein Mädchen?") die Sozialisation festgelegt und darüber das Kind in allen Lebensbereichen bestimmt. Die biologischen "Eindeutigkeiten", an Zwittern gewaltsam hergestellt, bestimmen den Personenstand und definieren die gesellschaftliche Rolle und das Leben in hierarchischen Strukturen.
Das Konzept "Mann/Frau" garantiert das Herrschaftsverhältnis. Heterosexismus ist keine Frage der sexuellen Neigungen sondern einer Lebensweise, in der Menschen in den Schablone Adam und Eva denken, fühlen und handeln. In der biologischen Zuordnung wird bereits die soziale Rolle angelegt. Adam und Eva sind dann austauschbar, wenn das patriarchale Prinzip gewahrt bleibt.
Beispielsweise wird die Funktion des Militärs durch Frauen in der Armee nicht in Frage gestellt - das Patriarchat modernisiert sich lediglich und legitimiert die eigenen Institutionen aufgrund gesellschaftlicher Dynamiken und Anforderungen nur neu.
So wie eine rassistische Regierung einerseits in Tod, Folter und Elend abschiebt und mit Greencard andererseits jene ins Land holt, die für den Standort Deutschland verwertbar sind, so werden mit einer Olivgreencard Frauen in eine Institution Bundeswehr eingelassen, die als exklusiver Männerclub galt. Sind die Grenzen klar, lassen sich die Grenzübertritte und die Visabedingungen klären.

Ein Widerstand gegen sexualisierte Gewalt, der zwar keine gewalttätigen Rollen zwischen den Geschlechtern will, jedoch weiterhin von zwei Geschlechtern ausgeht (oder gar von zwei Rollen), verfehlt das Ziel. Folglich sind nicht die gepflegten Übergänge von A nach B und von Rot nach Blau oder umgekehrt zu organisieren, sondern ein Widerstand, welcher das Prinzip der Zweigeschlechtlichkeit als zentrales Fundament für patriarchale Herrschaft zu zerstören trachtet.

Eine dissidente Position sucht sich keine neue Heimat entlang heterosexistischer FrauMann-Normierung und zielt auch nicht auf die gesellschaftliche Anerkennung und Teilhabe am Kuchen, die gerne in Regierungsstühlen, Homoehen und Queerstudienseminaren verenden. Eine dissidente Position will auch kein neues Transsexuellengesetz und auch keinen hippen Platz an der Transgendersonne, sondern ist disfunktional weil ort- und bezugslos. Ein wie auch immer geartetes Beziehen auf ein MannFrau-Konzept reproduziert sexualisierte Gewalt, stützt patriarchale Herrschaft und sabotiert nicht die patriarchale Logik von Militär und Krieg. Es wird Zeit, dass die Abweichungen die Bühne verlassen und ins Publikum treten. Beginnen wir also die Diskussion um neue Räume und Widerstandskonzepte, in denen Krieg, Zweigeschlechtlichkeit, Militär und sexualisierte Gewalt gleichermassen angegriffen wird.


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