Gedenken im Konzentrationslager Ravensbrück
Foto: Arantxa Aldunzin Gorriti
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Veranstaltung: Gewalt, Erinnerung und Aufarbeitung im Irak 20 Jahre nach den Anfal-Operationen in Kurdistan-Irak: Die Perspektive der Überlebenden

Im April 2008 begeht die kurdische Bevölkerung im Irak den 20. Jahrestag der sogenannten Anfal-Operationen. Unter diesem Codewort zerstörte die irakische Armee 1988 Tausende kurdischer Dörfer im Norden des Landes. Mehr als 100.000 Menschen wurden im Laufe der Anfal-Operationen verschleppt, von den meisten fehlt bis heute jede Spur. Die Überlebenden, darunter eine große Zahl allein stehender Frauen, wurden in Umsiedlungslager verbracht; ihre ökonomische und soziale Lebenssituation ist bis heute prekär.

Vor dem Irakischen Sondergerichtshof wurden Saddam Hussein und der 1988 verantwortliche General Ali Hassan Al-Majid für die Anfal-Verbrechen verurteilt. Die Überlebenden aber warten nach wie vor auf die Öffnung der zahlreichen Massengräber im Irak, auf Gewissheit über das Schicksal ihrer Angehörigen, auf Gerechtigkeit, Entschädigung und gesellschaftliche und politische Anerkennung ihrer spezifischen Erfahrung und Erinnerung.

Anhaltende Gewalt und Besatzung im Irak und die zunehmende Fragmentierung der irakischen Gesellschaft entlang ethnisch-nationaler und religiöser Trennungslinien verzögern und behindern einen Prozess gesellschaftlicher Aufarbeitung der Vergangenheit auf regionaler und nationaler Ebene. Für alle politischen und ethnisch-nationalen Fraktionen im Irak spielen vergangene und aktuell erlittene Gewalt eine große Rolle bei der Legitimation nationaler Machtausprüche; häufig werden dabei die Opfer gegeneinander ausgespielt. Gleichzeitig mangelt es an konkreter ökonomischer und sozialer Unterstützung für die Opfer selbst. Die Opfer der Verbrechen des Ba´ath-Regimes fühlen sich zunehmend marginalisiert und vom politischen Prozess ausgeschlossen.

Auch in der internationalen Debatte zum Irak spielt das Thema Aufarbeitung der Vergangenheit kaum eine Rolle. Im Zentrum des Interesses stehen die Folgen der Besatzung, die Eskalation der Gewalt, die Bemühungen um nationale Einigung und die Auswirkungen des Konflikts im Irak auf die gesamte Region.

Bei der Veranstaltung werden anlässlich des 20. Jahrestag der Anfal-Operationen in Kurdistan-Irak die Erfahrungen und Forderungen der Anfal-Überlebenden im Mittelpunkt stehen und exemplarisch die Chancen und Hindernisse für einen Prozess der Vergangenheitsaufarbeitung im Irak.