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Doktor Sebastian fühlt meinen Puls, mißt den Blutdruck,
horcht die Lunge ab, fühlt und drückt mit den Fingern meinen
Unterleib. "Haben Sie Schmerzen?" Ordnet eine Stuhl-Untersuchung
an, heißt mich draußen auf dem Korridor warten.
Auf dem langen Gang vor dem Ordinationszimmer hocken auf harten Bänken
Männer und Frauen mit schreienden Kleinkindern auf dem Schoß,
sitzen an die sechzig leidende Seelen. Die Frauen eingehüllt
in leuchtende Saris, deren frohe Farbigkeit ihrem Seelenleid und ihren
Schmerzen Hohn spricht.
Ich war privilegiert, wurde - kaum in der Klinik erschienen - sofort
in des Doktors Behandlungsraum gerufen. Ich hatte warten wollen als
Gleicher unter Gleichen, aber nun geschah es so, und ich hatte auf
meinen Reisen in Asien gelernt, die Dinge zu nehmen, wie sie kommen
und keinen langen Film aus ihnen zu machen.
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Später stand ich mit dem Rezept in der einen und der Rechnung in
der anderen Hand vor der Kasse, und auch das Warten in der langen Schlange
nahm man mir ab, indem ein junger freundlicher Mann für mich anstand.
Ich zahlte für die Medikamente TRINIZADOL von Pfizer und IMODIUM
und für die Behandlung dreißig Rupien, das waren 1,60 Deutsche
Mark. Allein für Pfizers TRINIZADOL hatte ich in Berlin einmal
sechzehn Mark bezahlt - ein Beweis dafür, welch einen Riesenbatzen
Gewinn die Pharma-Multis in Europa mit wenigen Milligramm Chemie machen.
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