Farbimpressionen aus Indien, 1991 / 1193o
Fotos und Texte von Otto Göpfert

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Meint man, sich am Abend gut abgeschottet zu haben gegen Staub, Lärm, Insekten, Sonnen-brand, Wüstenfüchse und üble Gerüche, hat man vergessen, einen Blick nach oben zu richten, wo die Entlüftungsfenster zum Korridor nur mit Fliegengitter versehen sind. Ich verstopfte die Öffnungen mit dem breiten Kissen, das ich nicht benötigte - hatte ich doch wieder ein Doppelzimmer gemietet -, nahm die breite Fußmatte und preßte sie vor das Kissen. Dann zog ich die schweren Vorhänge aus dunklem Baumwollstoff zu und dachte an Marcel Proust und seine am Tag verdunkelten Arbeitszimmer. Es fehlten allein die Räder unter meiner Bleibe, und es wäre ein zweites ROTEL, ein rollendes Touristenhotel gewesen - diese Ausfahrt auf Zeit für die ehrenwerten Strafgefangenen unserer Zivilisation.


Vor dem Schlafengehen stopfte ich Ohropax in die Ohren. Ohropax ist der unentbehrliche Begleiter auf allen Reisen. Ich kann das Zeug gar nicht oft genug loben. Derart abgeschirmt gegen alle unerfreulichen Vorkommnisse stieg ich am Abend in meinen Bettbezug, der mir als Schlafsack diente. Sogar ein Kissenbezug hatte ich mir gekauft für anfangs geforderte achtzehn Rupien, die der Händler dank unerwarteter Discounts um drei Rupien auf fünfzehn, dann auf dreizehn herabsetzte, um mir am Ende nach Abzug eines weiteren Barzahlungsrabatts achtzig Pfennig zu berechnen. Mit dieser Ausgabe konnte ich leben.
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