Farbimpressionen aus Indien, 1991 / 1193b
Fotos und Texte (siehe unten) von Otto Göpfert

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1193b

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Die guten Vorsätze

 

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Fünf Tage lang hatte ich mich in der alten Wüstenfeste Jodhpur aufgehalten und immer wieder versucht, einen verborgenen Charme hinter den grauen Mauern der Stadt zu entdecken. Ich fand ihn nicht! Ein nie endender Strom von Menschen, Kamelen, Karren, Radfahrern, fliegenden Händlern mit ihren Verkaufswagen - hin und wieder ein Lastenelefant auf weichen Sohlen - schob und drängte sich durch die staubigen Straßen, zwängte sich durch die engen Basargassen innerhalb der alten Stadtmauer. Hochzeitsprozessionen mit wild aufspielenden Musikkapellen und den vielen Hochzeitsgästen: die Männer im tristen Grau und viele in die gleichen unansehnlichen Anzüge von der Stange gekleidet, nur von Fall zu Fall von bunten Farbtupfern der roten oder gelben Turbanen auf ihren Köpfen aufgehellt.


Allein die Frauen trugen wie eh und je ihre bunten Saris: gelb, rot, grün leuchtend im allgemeinen Männergrau. Sie trugen ihren echten oder blechernen Schmuck am Hals und an den Armen. Und der Bräutigam, stets zu Pferd, hielt sich ängstlich und unbeholfen im Sattel. Meist war es ein blasser Büromensch oder ein kleiner Angestellter, der hier in die Ehe ritt - hin zum Haus des zahlenden Schwiegervaters, wo die Frau, schön herausgeputzt, im Kreis der Familie auf ihn wartete. Einmal in seinem Leben war er der mächtige Maharaja in seiner farbigen Festtagstracht. Dabei mochte er ein einfacher Gewürzhändler aus dem Altstadtbasar sein.
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