Wir wollen selbst entscheiden!
Proteste gegen §218 und die Lebensschutzbewegung
Für den 16.
September 2017 mobilisieren sog. Lebensschützer*innen zu ihrem"Marsch
für das Leben" in Berlin. Das What
The Fuck-Bündnis und das Bündnis
für sexuelle Selbstbestimmung rufen dagegen zu Protesten
auf. Aus diesem Anlaß hat das FFBIZ*
einen kleinen Foto-Rückblick auf die Entstehung der Lebensschutzbewegung
zusammengestellt. Sie entwickelte sich Ende der 70er Jahre im Schatten
der Kämpfe der Frauenbewegung gegen den § 218 und für Selbstbestimmung.
Die Proteste gegen den Paragrafen 218 StGB, der legale Abtreibungen in
Deutschland lange unmöglich machte, gehört schon lange zur feministischen
Bewegung. Nach der Wir haben abgetrieben!-Kampagne des Stern
(1971) und der darauffolgenden Massenbewegung wurde das Gesetz Mitte der
1970er Jahre entschärft, doch weiterhin waren Abtreibungen nur mit
einer Indikation (z.B. nach einer Vergewaltigung oder bei Gesundheitsgefahr
für die Mutter) möglich. Die sogenannte Lebensschutzbewegung
der Abtreibungsgegner*innen bildete sich parallel zu dieser Entwicklung
Anfang der 1970er Jahre. Die hier gezeigten Fotos entstanden bei einer
Demonstration solcher Lebensschützer*innen in Neu-Isenburg (bei Frankfurt
am Main) Ende der 1970er. Weiterhin zeigen die Bilder eine Demonstration
von Verfechter*innen des Rechts auf Abtreibung in Essen etwa zur gleichen
Zeit. Die Bilder stammen aus dem Fotobestand der Courage-Sammlung im feministischen
Archiv FFBIZ. Die Courage war eine feministische Zeitschrift. Sie erschien
von 1976 bis 1984 in West-Berlin und war eines der wichtigsten Sprachrohre
der Frauenbewegung.
Auch im Jahr 2017 hat das Thema Abtreibung im Übrigen nicht an Relevanz
verloren. Zwar gibt es seit 1995 das Schwangerschaftskonfliktgesetz, dass
Abtreibungen nach einer Pflichtberatung bis zur 12. Schwangerschaftswoche
straffrei zulässt. Gleichzeitig bleiben Abbrüche aufgrund des
weiter bestehenden §218 aber illegal.
Seit 2009 demonstrieren in Berlin jährlich Menschen für die
Abschaffung des §218 und gegen eine Veranstaltung der Lebensschutzbewegung
den Marsch für das Leben. Aktuell organisieren
zwei Bündnisse den Protest gegen die Abtreibungsgegner*innen: Das
What The Fuck-Bündnis (ein Bündnis autonomer linker
Gruppen) und das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung
(u.a. Pro Familia, Familienplanungszentrum Balance, Arbeitskreis Frauengesundheit).
Beide Gruppen rufen am 16.09.2017 wieder zu Protesten gegen den Marsch
für das Leben auf. Gerade auch, weil dieser in den vergangenen
Jahren immer wieder von prominenten PolitikerInnen unterstützt wurde
(2016 u.a.Wolfgang Bosbach, Volker Kauder, Julia Klöckner) bleibt
es wichtig sich den Protesten anzuschließen und das Recht auf Abtreibung
zu verteidigen.
10.30, Wittenbergplatz:
Queerfeministische
Demonstration
Ab 12 Uhr, Brandenburger Tor: Aktionstag
für sexuelle Selbstbestimmung
13 Uhr, Bundesinnenministerium, Antirassistische
Parade und CommUNITY Carneval
* Das FFBIZ ist
ein feministisches Dokumentations- und Informationszentrum in Berlin.
Wir sammeln Akten, Presseausschnitte, Nachlässe, Plakate, Fotos,
Videos und vieles mehr zur zweiten Welle der Frauenbewegung, aber auch
zu aktuellen (queer-)feministischen Bewegungen. Das FFBIZ steht allen
Menschen offen, die sich für unsere Bestände interessieren.
Außerdem sind wir immer auf der Suche nach aktuellen Materialien
(wie Transparenten oder Fotos). Kontakt: info@ffbiz.de
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Fotos: FFBIZ und Irm Wundenberg
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