Hausprojekt Liebigstraße
14 geräumt
Ein Großaufgebot
der Polizei hat am Mittwoch, den 2. Februar 2011 gewaltsam das linksalternative
Wohnprojekt in der Liebigstraße 14 in Berlin-Friedrichshain geräumt.
Rund 1500 Unterstützer_innen der Bewohner_innen protestierten in
den umliegenden Straßen. Aus Solidarität fanden im gesamten
Stadtgebiet vielfältige Aktionen statt. Es wurden Kreuzungen blockiert,
Barrikaden errichtet, Häuser besetzt, mehrere Spontandemonstrationen
und dutzende militante Angriffe auf verschiedene Geschäfte und Gleisanlagen
der Deutschen Bahn durchgeführt.
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Räumung
der Liebigstraße 14 (2.2.2011)
Video: Susanne/Rene/Umbruch Bildarchiv
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Liebigstraße14
bleibt nicht
Ein Kommentar von Yok Quetschenpaua
War ya auch nicht zu erwarten. Als ich am sehr frühen Vormittag mit
dem Rad an dem Saxophonspieler kurz hinter der Warschauer Brücke
vorbeifahre, hat die Polizei mit ihren schweren Ausschreitungen bereits
begonnen, die Gegend weiträumig abgesperrt, umliegende Strassen und
Dächer besetzt, ihr schweres Gerät und ihre vermummten Sondereinheiten
bereitgestellt. In den letzten Tagen war in der Presse und in den Medien
immer die Rede davon, daß doch hoffentlich alles "friedlich"
bleibt. Spätestens seit heute früh um 8 Uhr findet diese Hoffnung
ein abruptes Ende, denn gewaltätiger, als das, was hier 1000 - 2500
Bullen an Struktur und Handeln liefern, geht es ya kaum. Nur zur Erinnerung:
In dem Haus halten sich lediglich Menschen auf, die dort wohnen und weiterhin
wohnen möchten,... keine Geiselnehmer, Amokläufer, Aliens oder
ähnliches, was so einen Einsatz unter Umständen rechtfertigen
könnte...nein, einfach nur Menschen, die ihre Miete gezahlt haben
und sich dort eingerichtet hatten. Die Bäckersfrau in der Abendschau,
der auch mal fix ein Mikro unter die Nase gehalten wurde, sagte sinngemäß,
daß sie wirklich gar nix befürchtet, auch wenn geräumt
wird..."...die tun mir doch nix..." Ich finde es eh immer 'ne
Frechheit, wenn so getan wird, als würden Leute, die in solchen linken
Hausproyekten wohnen, eine Gefahr für Leib und Leben der sonstigen
Kiezbewohner_innen darstellen...als sei das yemals der Plan gewesen...
Viele Leute sind yedenfalls heute früh aufgestanden...ein paar 100
besetzen hier und da mal die Straße oder Kreuzung, wütend und
müde...genau wie ich...wütend und müde. Aber so läuft
es seit Yahrzehnten in dieser Stadt und natürlich nicht nur in dieser
Stadt. Ganz simple Formel: Wer das Geld hat, hat die Macht, wer die Macht
hat, hat das Recht. Kenn' wir,...hilft uns nicht...Wir können das
nicht verhindern. Noch nicht. Manchmal stelle ich mir vor, dieses System
hier bricht ähnlich zusammen wie die DDR und dann müssen sich
die yetzigen Verantwortlichen später fragen lassen, was sie sich
dabei gedacht haben, vorsätzlich und ohne Rücksicht auf Verluste
Menschen aus ihren Wohnungen und Häusern zu werfen, mit hunderten
von gewaltbereiten Beamten. Alle werden sich in ferner Zukunft hoffentlich
mal fragen, wie es möglich sein konnte, daß nur aufgrund von
Profitgier diese ganzen Entwicklungen von Vertreibung und Spekulationswahn
sich den Weg bahnen konnten, und wie skrupellos die regierende Politik
und ihre Helfeshelfer dabei mitgemacht haben...Als ich dann später
zurückfahre Richtung Kreuzberg, spielt der Saxophonspieler immer
noch und ich bin froh darüber, denn auch er tut etwas, was vermutlich
verboten ist und wofür er eigentlich eine Genehmigung bräuchte.
KEINEN FRIEDEN MIT DIESEN ZUSTÄNDEN! Kopf hoch! LEGAL ILLEGAL SCHEISSEGAL!
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Fotos:
Andreas/Arantxa/heba/ks/Mike/Umbruch Bildarchiv
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