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"Der wunderbare 10te Transgeniale CSD Berlin und die boshafte Polizei" Am 23. Juni 2007 fand der zehnte Transgeniale Christopher
Street Day in Berlin statt. Der folgende Bericht stammt von einer der
OrganisatorInnen. Vielen Dank dafür. |
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"Als wolle die
Polizei daran anknüpfen versuchte die 23te Einsatzhundertschaft (EHu)
mehrfach TeilnehmerInnen des TSCD körperlich anzugreifen und kassierte
im Verlaufe der Demo und Kundgebung zwei Menschen kurzzeitig zur Peronalienfeststellung
ein. Diese Einheit gehört zu den in Berlin unbeliebten Polizeieinheiten
deren Handeln politisch motiviert ist. Ihre Kollegen, die 25te EHu, die
bei der Entstehung des damaligen Transgenialen CSD einige schwere Schlappen
einstecken mussten, wurde ja angeblich aus Heiligendamm abgezogen, weil
sie einfach zu Scheiße war. Die Moderation am Kosmos beschrieb genüsslich,
wie vor 10 Jahren der durch den CSD-Betreiber am Kudamm ausgeschlossene
legendären Rattenwagen konsequent und militant durch Schwule, Lesben
und Transgender gegen die Polizei geschützt, verteidigt und befreit
werden konnte. Hilflos, ohne eine Festnahme, mussten die Beamten damals
zusehen, wie die so dumm und harmlos geglaubten Lesben und Schwulen ihren
Wagen mit 200-300 Leuten umringten und nach Kreuzberg in Sicherheit brachten.
Die Geburtstunde des TCSD. Wir waren mit unserer Demo auf der Karl-Murx-Allee noch nicht weitgekommen, da setzten Polizeikräfte bereits ein Fahrzeug fest und nahmen eine Person in Gewahrsam, weil sie keine Papiere dabei hatte. Die Person wurde auf den Boden geworfen, bekam Handschellen angelegt und wurde in ein Polizeifahrzeug gebracht. Dort wurde sie nochmals durch einen Beamten ins Gesicht geschlagen. Für uns war klar; jeder Angriff auf eine Person war ein Angriff auf die ganze Demo und so blieb die Wanne (Polizeitransporter) in Gewahrsam der DemoteilnehmerInnen bis die Person nach einer Stunde ungefähr wieder rauskam und der Demozug durchnässt, aber guter Dinge weiter zog (Hier gäbe es unsererseits auch einige selbstkritische Anmerkungen zu machen, doch ohne vorherige Diskussion in der Orgagruppe verkneift sich dieser Beitrag eine Kritik an dem Charakter einiger Durchsagen am unmittelbaren Ort des Geschehens). Die Person bedankt sich recht herzlich bei allen TeilnehmerInnen, die die Wanne an einer möglichen Abfahrt hinderten. Nach dieser Erfahrung mit der Geschlossenheit der Demo zog es die beleidigte 23te vor, die weiteren Personalienfeststellungen einem Kidnapping gleich zu gestalten und mit ihren Wannen schnell außer Reichweite möglicher Solidarisierungsprozesse und Befreiungsversuche zu kommen. Dazu gleich mehr. Das Wetter wurde wieder schön und am Schwarzen Kanal wurden einige Beiträge zur Bedrohung der Wagenburg selbst und der in der Nähe liegenden Kultur-Kampf-und-Wohnprojektes KÖPI und dem Investorenterror entlang der Spree gehalten. Mediaspree wurde einmal mehr als Projekt der Vertreibung und der Mächtigen denunziert. Von einem leerstehenden Gebäude wurde ein riesiges Transparent zum Erhalt der Wagenburg entrollt und eine Liveperformance auf dem Dach warb für die queere Rebellion. Die Polizeibeamten waren sich nicht zu blöd eine Person abzugreifen, der sie Vermummung vorwarfen und brachten sich mit der abgegriffenen Person vor unserer Wut in Sicherheit. Der Vorwurf : Sie hätte sich mit einem BeHa (BH) vor dem Gesicht vermummt. Vor soviel Dummheit, gepaart mit Humorlosigkeit und Bösartigkeit, zieht selbst die Schutzheilige des TCSD ihre Perücke und versprach uns, die Einheit mit der Rosa Plüschtierhölle zu bestrafen. Die Person wurde nach Feststellung der Personalien freigelassen und musste sich einen Ersatz für den beschlagnahmten hautfarbenen Büstenhalter besorgen. Mittlerweile wuchs der Zug auf 800-1000 Menschen an und erreichte Kreuzberg. Ein kleines Blöckchen ( in der Form ganz neu ) von Lesben mit Kinderwagen (indem auch viele echte Kinder waren) reihte sich direkt hinter dem Schwarzen Block ein. Der kam schon in Friedrichhain dazu und wurde von dem Freundeskreis der homosexuellen Ratten und Rättinnen gezogen. Bei seiner Ankunft beäugten die Beamten kritisch das große Gestell in Schwarz, welches aber weder furzte, stank noch knallte. Also durfte es teilnehmen. Der diesjährige TSCD wurde also vom legendären Schwarzen Block angeführt, unter dem Motto Ob tunt, ob bunt, wir sind alle 129a. Damit wurde sich auf die durchsuchten Wohnungen und den plumpen Spaltungsversuchen während des G8-Gipfels gegen militante Aktionen bezogen. Am Waldemarkiez gingen die Fenster entweder auf und Frauen mit Kopftuch klatschten Beifall oder aber zu, als ein in türkisch gehaltener Beitrag die Homophobie im Kiez benannte. Zur militanten Gegenwehr wurde ermuntert, da wir mit einem Anspruch auf ein Leben ohne Herrschaft schon selber unsere Interessen vertreten müssen und dies auf keinen Fall der Polizei überlassen können, gegen Homophobie einzuschreiten. Der jüngste Vorfall am Kosmos machte das noch mal deutlich. Ein Theaterprojekt mit 40 Jugendlichen aus Argentinien, Italien, Deutschland und Brasilien führte am O-Platz ein Stück gegen Homophobie auf. Solidarisierung und Menschlichkeit waren die Schlüsselbilder, die Ausgrenzungen zu durchbrechen in der Lage sind. Und dann kamen wir an. Auf den Heinrichplatz. Und wieder eine Personalienfeststellung durch Beamte wegen angeblicher Behinderung beim Abfilmen von Demonstrationsteilnehmerinnen. Bühneshow und Redebeiträge. Und Redebeiträge und Bühnenshow. Und so weiter. Viel Trash. Viel Altbekanntes. Immer wieder schön. Auf jeden Fall für alle was dabei. Vielleicht mal wieder zu viele Redebeiträge. Vielleicht erschien es nur so, weil oft wurden sie zweisprachig gehalten. Das ist der Ausdruck des TSCD´s der sich von Schwul-Lesbisch-Links über die Jahre zu Trans, SM und Queer erweitert hat und viele englischsprechende Menschen aus vielen Teilen der Erde anzuziehen beginnt. Bis 23.00 Uhr tobte die Bühne und tobte es vor der Bühne. In all diesem Treiben wollte die 23te aber einfach das letzte Wort behalten bevor sie ins Bett mußte und kontrollierte zwar in Uniform aber in ihrer Absicht nicht erkennbar die O-Straße zwischen Adalbert und Heinrichplatz, um, wie sich dann herausstellte, eine der vielen Moderatösen des Tages abzugreifen. Sie lungerten unter Hauseingängen herum und gaben immer durch, wo die vermeintliche Moderation sich gerade hinbewegte. Am Ende der Straße noch mitten im Straßenfest wurde die Person von allen Seiten eingekreist. Wir wissen nicht, ob dies ein Einschüchterungsversuch, Rache für eine provokante, und politisch offensive Moderation sein sollte oder ob die Einheit was falsches ins Kraftfutter gemischt bekam. Auf jeden Fall wurde das Muster der Personalienkontrolle wiederholt. Blitzschnell in die Wanne verfrachtet wurde die Person ein paar Blöcke weiter durchsucht und fotografiert. Wieder der Vorwurf der Vermummung. Zu Beschlagnahmen gab es nichts. Nach dem Übergriff musste auch diese Person wieder freigelassen werden. Der TCSD war ein politischer Erfolg. Nicht so groß wie im letzten Jahr aber ein besonderes Ereignis allemal. Politische Positionierungen unterschiedlichster Art. Keine Parteien, Nationalfahnen und Kommerz. Queere, schwule, lesbische, transsexuelle Kultur kommen in einer sehr schönen kosmopoliten Mischung zusammen. Solange es Armut, Krieg, TransHomophobie, Rassismus und Frauenfeindlichkeit gibt und die Mitteyuppies und Mediaspreeinvestoren, die den Kiez glauben kaufen zu können, gehört ein TCSD zum alljährliche Ereignis dazu. Die Übergriffe seitens der Polizei sind in der Geschichte des TCSD einmalig. Die Gewalttätigkeiten beschränkten sich nicht auf die beschriebenen Ereignisse. Einer Frau wurde mit einem Protector-Handschuh ohne jeden Grund und Zusammenhang im Vorbeigehen ins Gesicht geschlagen. Ihre Anzeige hatte eine Gegenanzeige des Beamten zu Folge wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt. Eine Tunte mit Fahne wurde mehrfach ohne jede plausible Begründung vom Mittelstreifen einer Straße geschubst. (Gibt es Fotos der Polizisten?). Der Angriff auf die Moderation gegen Ende der Veranstaltung, die möglichst niemand mehr mitkriegen sollte war politisch motiviert und meinte die ganze Demo und Kundgebung. Der politische Wille und der Hunger nach einem anderen Leben und einer anderen Gesellschaft (jenseits all der Missstände die uns weltweit umgeben) und der radikale Wille dafür auch was zu tun, hat die Polizei angepisst. In bisher uns unbekannter Weise haben sich Teile der Polizei ständig fingerzeigend über TeilnehmerInnen lustig und verächtlich gemacht. Ein derartiges diskriminierendes Verhalten auf dem CSD ist uns neu gewesen. Die Polizei war in unerträglicher Weise homophob und völlig fehl am Platz am Kampftage von Lesben, Schwule, Queers und Transgender. Jeder Angriff hat uns alle gemeint. Sollten wir nicht eine Vermummungsdemo mit dem aberwitzigsten Zeug anregen und das die O-Strasse beim TCSD künftig von Polizei radikal freigehalten wird? Welche Informationen gibt es zur 23ten EHu? Wollen wir wirklich erst bis zum nächsten Jahr warten, um uns wiederzusehen? Dieser Beitrag gibt nur eine von vielen Sichtweisen wieder. Ergänze diesen Beitrag gerne." Ihre Sternchensinger |
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