Solidemo nach Räumung der Gürtelstraße
Nach 13 Tagen
Dauerprotest haben am Sonntagabend die letzten Flüchtlinge das Hostel-Dach
in der Gürtelstraße verlassen. Am Tag darauf demonstrierten
rund 1000 Menschen durch Friedrichshain in Solidarität mit den Flüchtlingen
und gegen die Ignoranz, mit der die Berliner Politik auf den Protest der
Refugees reagiert hat.
Die Demo startete gegen 19.00 Uhr vom Treffpunkt an der Warschauer Straße.
Bereits als der Zug in die Boxhagener Straße einbog, trennte sich
der größere Teil ab, ging lautstark und entschlossen über
die Frankfurter Allee, bog in kleineren Gruppen in Nebenstraßen
ab, traf sich erneut an der Gürtelstraße und trug die Forderungen
der Refugees in Slogans, Liedern und Parolen auf die Straße. Der
andere Teil der Demo von etwa 400 Menschen ging die ursprünglich
geplante direkte Strecke zur Gürtelstraße. Die Demonstration
blieb im Sinne der Flüchtlingsproteste friedlich, stark und offensiv.
Die Polizei war die meiste Zeit sichtlich überfordert mit dieser
Situation, am Schluß kam es zu einigen Festnahmen und Pfeffersprayeinsatz.
Knapp zwei Wochen lang hatten Geflüchtete auf dem Dach eines Flüchtlingslagers
in Friedrichshain ausgeharrt, nachdem klar wurde, dass das "O-platz-agreement",
eine Vereinbarung mit dem Senat, die die Senatorin Kolat unterzeichnet
hatte, nicht einmal das Papier wert war, auf dem sie stand. Im Frühjahr
wurde unter anderem ausgehandelt, dass die Geflüchteten die Schlafzelte
abbauen und im Gegenzug ihre Asylanträge nach Berlin überstellt
werden und wohlwollend geprüft werden. Bisher kamen jedoch ausnahmlos
Ablehnungen. Als die Bescheide kamen und die Flüchtlinge quasi über
Nacht ausziehen sollten, hatten sich einige auf dem Dach der Gürtelstraße
verbarrikadiert. Die Flüchtlinge sind nun vorübergehend von
der Gemeinde der Heilig-Kreuz-Kirche in Kreuzberg aufgenommen worden.
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Fotos:
Oliver Feldhaus
Sieben Flüchtlinge vom Oranienplatz besetzten am 26.8. das Dach
eines Hostels in der Gürtelstraße in Friedrichshain. Wie
mehr als hundert anderen Flüchtlingen auch hatte ihnen der Senat
zuvor jegliche Unterstützung entzogen und sie aufgefordert, die
bisherige Unterkunft zu verlassen. Die
Polizei machte zusätzlichen Druck, indem sie die Versorgung mit
Nahrung verweigerte und ihnen Wasser und Strom abstellte. (Refugees
erheben schwere Vorwürfe gegen Polizei, Pressekonferenz vom 9.9.).
Am 6.9. demonstrierten rund 30 Ärzt*innen, medizinisches Personal
und Unterstützer*innen mit der Aktion Wasser aufs Dach
vor der Absperrung. Sie erhielten keinen Zugang zu den Flüchtlingen.
Der Protest
auf der Straße war von der Polizei bereits in den letzten Tagen
außerhalb Sicht- und Hörweite verbannt worden; auch die
Presse durfte - wie in der Ohlauerstraße - nicht zu den Flüchtlingen. |
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Fotos:
Christina Palitzsch/Umbruch Bildarchiv
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