Blockade
am Schlesischen Tor:
Solidarität mit den Geflüchteten an Europas Grenzen
Am 2. August 2016
wurde in Berlin am Schlesischen Tor die Köpenicker Straße blockiert.
Mit Maschendrahtzaun sperrten Aktivist*innen die Straße und hingen
darauf ein Transparent mit der Aufschrift "Die tödlichste Grenze
der Welt 3000 Tote im Mittelmeer allein 2016". An der U-Bahnbrücke
darüber wurde ein Transparent gespannt: "Open the borders
Keine Grenze steht für immer!" ist darauf zu lesen. Mit der Aktion
solidarisierten sich die Aktivist*innen mit den Geflüchteten an den
europäischen Außengrenzen genauso wie mit denen, die es nach
Europa geschafft haben. Hier einige Bilder von der Aktion und die Erklärung
zur Aktion, die wir von Indymedia
linksunten übernommen haben.
Über 23.000 Menschen
starben an der europäischen Grenze in den Jahren 2005 bis 2015. Das
macht sie zur tödlichsten Grenze der Welt. In den ersten sechs Monaten
2016 sind es mit 3000 Opfern mehr als je zuvor.
Sprachlosigkeit. Trauer.
Wut. Das wären angemessene Reaktionen auf die immer weiter steigende
Anzahl der Toten, welche die europäische Grenzpolitik täglich
fordert. Menschen lassen ihr Leben, um aussichtslosen Situationen zu entgehen.
Und hier? Spricht niemand darüber. Ab und zu mal eine Zahl, eine
Randnotiz. Alles dreht sich um Terror und die damit einhergehenden Forderungen
nach neuen Verschärfungen der Grenzabsicherung und härteren
Abschiebepraxen. Die Menschen, die damit getroffen werden, sind die Überlebenden
von Terror, die Überlebenden der Grenzüberquerung und anderer
für sie untragbarer Zustände. Sie werden in Sippenhaft genommen
für die Taten Einzelner.
Geschlossene Grenzen
lösen keine Probleme, vielmehr zwingen sie Menschen noch riskantere
Wege zu wählen. Seit der Schließung der Balkanroute zeigt sich
das an der steigenden Anzahl der Toten im Mittelmeer. Diese Opfer werden
durch die europäische Grenzpolitik nicht nur in Kauf genommen, sondern
sind Teil einer Strategie der Abschreckung. Solange Europa darauf besteht
Menschen vom Grundrecht auf Bewegungsfreiheit, Sicherheit, Wohlstand und
(Über-)Lebensmöglichkeiten auszuschließen, werden weiterhin
Woche für Woche Menschen an den Grenzen Europas sterben!
Doch: Diese tödlichen
Grenzen werden jeden Tag erfolgreich überwunden! Menschen nehmen
sich ihr Recht auf Bewegungsfreiheit. Sie geben sich nicht damit einverstanden,
weggesperrt zu werden, nur weil sie zufällig in einem anderen Teil
der Welt geboren wurden und nicht mit einem Pass ausgestattet sind, der
erlaubt, die meisten Länder der Erde nach Lust und Laune zu bereisen.
Mit dieser heutigen
Blockade am Schlesischen Tor in Berlin möchten wir für einen
kurzen Moment die Aufmerksamkeit auf die Toten an den europäischen
Außengrenzen lenken und uns mit Geflüchteten und Migrant*innen
solidarisieren. Der Ort des letzten Bahnhofs vor der ehemaligen Grenze
und des Gedenksteins für den anonymen Flüchtling, der in der
Spree ertrank, steht symbolisch dafür, dass keine Grenze für
immer bleibt. Wir wollen dabei keineswegs die Mauer um die DDR mit dem
heutigen europäischen Grenzregime gleichsetzen. Wir weisen vielmehr
auf die Doppelmoral der BRD hin. Sie zeichnet die DDR-Fluchthelfer*innen
von damals mit dem Bundesverdienstkreuz aus, während die heutigen
kriminalisiert werden.
Bewegungsfreiheit
für alle! Keine Grenze steht für immer! Solidarität mit
den Geflüchteten an Europas Grenzen!
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