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Neue Ideen waren schwer zu finden auf dem WSF. Immerhin wurde versucht,
keine zentralen Podiumsveranstaltungen durchzuführen, und der letzte
Tag wurde ausdrücklich für Vernetzungen angelegt. Bei den
Seminaren und Workshops drehte sich vieles um den in die Jahre gekommenen
Neoliberalismus, heißdiskutiert wurden die EPAs (Economic Partnership
Agreements, bilaterale Wirtschaftspartnerschaftsabkommen). Eine Demonstration
gegen die EPAs zog vor die EU-Vertretung in Nairobi. Auffällig
war, dass sich an manchen Seminaren und Workshops kaum Menschen aus
Kenia einfanden. Sie interessierten sich offenbar vor allem für
die praktischen Themen, die sie unmittelbar betrafen (z.B. Land, Kampf
gegen Obdachlosigkeit, Migration, aber auch EPAs) und weniger für
allgemeines Blabla, bei dem das Publikum vorwiegend aus dem Norden kam.
Das WSF an sich als offener
Raum (Open Space) und die Zukunft des Forums wurden ebenfalls thematisiert.
Diese Debatte konnte schon auf einer längeren Diskussion aufbauen,
ein Buch auf Englisch sammelt viele Beiträge zum "Bamako
Appeal" und erschien rechtzeitig zum WSF in Nairobi. Der "Bamako
Appeal" wurde von Intellektuellen wie Samir Amin, Aminata Traore
und anderen in Bamako, am Tag vor dem WSF 2006 in Mali verfasst und
enthält eine Liste von Forderungen. Die Tatsache, dass dieser
Appell ohne ausführliche Erörterung als endgültiges
Papier verabschiedet wurde, erntete viel Kritik. Bereits beim WSF
2005 schrieben 19 Prominente ein Manifest in Porto Alegre. Das WSF
will sich jedoch gemäß Charta als offenen Raum verstehen,
ohne VertreterInnen die im Namen aller Teilnehmenden des Forums sprechen.
Die Beteiligung westafrikanischer TeilnehmerInnen schien gering, sie
wurden vor allem bei Veranstaltungen zum Thema Migration gesichtet.
Das mag an der vorwiegend englischsprachigen Ausrichtung gelegen haben.
Die Frage drängt sich jedoch auf, ob das an drei Orten gleichzeitig
stattfindende WSF 2006 (in Caracas, Bamako und Karachi) wirklich zu
einem Ausbau der Vernetzung beigetragen hat.
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Eine größere
Delegation kam aus der Westsahara und protestierte gegen Besatzung. Die
Streiks in Guinea (mit mehreren Toten) waren auch Anlaß für
eine Solidaritätsdemonstration. Die Demonstrationsrouten (z.B. gegen
Krieg in Darfur, Sudan) waren meist auch wenig einfallsreich, sie verliefen
im Kreis um das Stadion herum. Eine Sichtbarkeit in der Innenstadt Nairobi
wurde nur am Auftakt- und Abschlußtag hergestellt. Die Auftaktdemonstration
begann am Rande des Slums Kibera. Zum Abschluß des WSF konnten sich
viele SlumbewohnerInnen an einem Marathon beteiligen, der im Slum anfing.
Beim Marathon wurde ein T-shirt verteilt: "Eine andere Welt ist möglich,
auch für SlumbewohnerInnen".
Eine ständige
Anwesenheit in einem Park in der Nähe des Stadtzentrums und damit
auch für jene, die die Teilnahmekosten und den Bus nicht bezahlen
konnten, bot das Peoples' Parliament, das schon lange besteht. Hier
diskutieren SlumbewohnerInnen, Studierende, Erwerbslose, und Beschäftigte
verschiedenster Herkunft miteinander, leider fast alles Männer.
Sie führen spannende Dialoge über ihren Alltag. Das Peoples'
Parliament war die einzige Alternative zum Forum, ein intergalaktisches
Caracol wie in Porto Alegre wurde diesmal nicht auf die Beine gestellt.
Das Peoples' Parliament sorgte auch beim WSF für Aufsehen, eine
Anwältin stellte die Forderungen bei der Versammlung sozialer Bewegungen
und beim Internationalen Rat vor und wurde von den meisten (mit Ausnahme
der kritisierten Organisatoren) begeistert gefeiert.
Trotz aller Kritik
hat sich das WSF 2007 dennoch für eine große Zahl der Teilnehmenden
gelohnt. Die bestehende Vernetzung zu einzelnen Themen konnte vertieft
werden, insbesondere bei den Netzwerken zu Gesundheit, Migration, gegen
Wasserprivatisierung, Krieg, Militärbasen, usw. Bei der Versammlung
der sozialen Bewegungen wurde zu den Protesten gegen den G8 Gipfel 2007
in Heiligendamm aufgerufen.
Das nächste
WSF 2008 soll eine globale Aktionswoche mit verschiedenen Veranstaltungen
werden, die parallel zum WEF in Davos weltweit geplant werden. Ein Austragungsort
für das WSF 2009 steht noch nicht fest.
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