Farbimpressionen aus Indien, 1991 / 1193q
Fotos und Texte von Otto Göpfert

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Sie sehen, ich hatte mich in der Fremde häuslich eingerichtet. Sogar die Hakenwürmer, Wanzen, Skorpione und Tausendfüßler mieden mich nun. Sie schienen die Sinnlosigkeit einer Attacke auf meine bemitleidenswerte Person einzusehen. Die kleinen, harmlosen Geckos an den Wänden wechselten das Zimmer. Ich war allein - endlich und endgültig allein. Ich hatte es geschafft, halleluja!, hatte mir meine kleine Welt, die ich in der Reisetasche immer bei mir trage, ins Zimmerchen gebaut. War das etwa nix? Mehr konnte ich nicht verlangen. Unberührter und weniger tangiert vom Leben eines anderen Volkes kann niemand sein. Oft betrachtete ich mich beifällig im Spiegel: ja, ich war ICH geblieben, baute meinen Löwenkäfig wie in einem Zirkus geduldig in jeder Absteige ausbruchsicher auf.


Heimweh nach Vergangenem kannte ich nicht. Wie sollte ich auch?
Es war kein Problem, die indischen Wirte von der Notwendigkeit meines obskuren Lebens zu überzeugen. Sie stellen sich mir-nix-dir-nix auf alle absonderlichen Wünsche eines Reisenden ein. Bereits am dritten Abend bekam ich in meinem Restaurant Pellkartoffeln mit Salz und frischer Butter serviert, dampfend in der Aluminiumschale gereicht mit jungem Gemüse und leckeren Spiegeleiern. Hausmannskost nennt man das bei uns auf dem Land. Ich brauchte nur die Augen zu schließen und mir einzubilden, in Deutschland zu sein. So einfach ist das! Zum Teufel mit dem unnütz bezahlten Flugticket nach Indien!
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