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Sie sehen, ich hatte mich in der Fremde häuslich eingerichtet.
Sogar die Hakenwürmer, Wanzen, Skorpione und Tausendfüßler
mieden mich nun. Sie schienen die Sinnlosigkeit einer Attacke auf
meine bemitleidenswerte Person einzusehen. Die kleinen, harmlosen
Geckos an den Wänden wechselten das Zimmer. Ich war allein -
endlich und endgültig allein. Ich hatte es geschafft, halleluja!,
hatte mir meine kleine Welt, die ich in der Reisetasche immer bei
mir trage, ins Zimmerchen gebaut. War das etwa nix? Mehr konnte ich
nicht verlangen. Unberührter und weniger tangiert vom Leben eines
anderen Volkes kann niemand sein. Oft betrachtete ich mich beifällig
im Spiegel: ja, ich war ICH geblieben, baute meinen Löwenkäfig
wie in einem Zirkus geduldig in jeder Absteige ausbruchsicher auf.
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Heimweh nach Vergangenem kannte ich nicht. Wie sollte ich auch?
Es war kein Problem, die indischen Wirte von der Notwendigkeit meines
obskuren Lebens zu überzeugen. Sie stellen sich mir-nix-dir-nix
auf alle absonderlichen Wünsche eines Reisenden ein. Bereits am
dritten Abend bekam ich in meinem Restaurant Pellkartoffeln mit Salz
und frischer Butter serviert, dampfend in der Aluminiumschale gereicht
mit jungem Gemüse und leckeren Spiegeleiern. Hausmannskost nennt
man das bei uns auf dem Land. Ich brauchte nur die Augen zu schließen
und mir einzubilden, in Deutschland zu sein. So einfach ist das! Zum
Teufel mit dem unnütz bezahlten Flugticket nach Indien! |
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