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Ein Mann sitzt an einem kleinen Tisch. Er hat seinen
Kopf auf die linke Hand gestützt. Der Kugelschreiber in seiner
Rechten gleitet zügig über ein Blatt Papier: Er schreibt.
Ja, der Mann schreibt! Sein glänzendes Gesicht wird von einem
tiefschwarzen Backenbart umrahmt, und die Glatze gleicht einem Schlachtfeld
heftig ausgelebter Gefühle.
Der Mann verschwendet keinen Blick aus dem Fenster auf die mächtigen
Mauern des alten Forts zu seiner Rechten. Er sieht nicht den harten
Schatten des Minaretts, den die grelle Sonne über den Tisch wirft.
Er achtet nicht auf die vorbeiziehenden wilden Kameltreiber und Hirten,
die lärmenden Rajasthan-Händler und die alten Marktfrauen
in ihrer farbigen Landestracht.
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Die Augen des Mannes leuchten wie die Transformatorenlämpchen
im Dunkel meines Hotelzimmers. Nicht sind sie auf das Leben um ihn herum
gerichtet. Nach innen glühen sie. Aus sich heraus holt er seine Bilder,
und er formt sie, indem er sie beschreibt. Er gleicht einem scheinbar
ruhigen Vulkan, in dessen Tiefe es unaufhörlich brodelt und dessen
feurige Lavaströme immer dann hervorbrechen, wenn niemand es erwartet.
Ich schaue dem Mann verstohlen beim Schreiben zu und hoffe, daß
er zu mir herüberschaut. Er schöpft seine Kraft aus seinem
vollen Leben wie klares Wasser aus einem tiefen Brunnen, und ich fühle
mich bei seinem Anblick seltsam kraftlos und leer.
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