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In El Ejido, einer Stadt mitten im Plastikmeer, verkündet Bürgermeister
Enciso Ruiz in einem TV-Auftritt offen seine Einstellung zu den MigrantInnen:
"In der Früh brauchen wir die Arbeiter, am Abend sind sie
überflüssig". Wie betriebsbereite Landmaschinen müssen
sie jederzeit zur Verfügung stehen.
Die Vorfälle von El Ejido vom 5., 6. und 7. Februar 2000 waren
wahrscheinlich die schlimmsten Ausbrüche rassistischer Gewalt,
die MigrantInnen im postfrankistischen Spanien je erleben mussten:
Nach dem Mord eines Marokkaners an einer Spanierin fand eine dreitägige,
systematische und zentral organisierte Hetzjagd gegen die Gesamtheit
der maghrebinischen Minderheit statt. Geduldet von den lokalen Behörden
und unter den Augen der örtlichen "Ordnungskräfte",
die tatenlos zusahen, demolierte der Mob Geschäftslokale und
steckte Plastikverschläge in Brand, die den MigrantInnen als
Unterkünfte dienten. Vollständig zerstört wurde auch
das Büro der Mujeres Progresistas (wörtlich "Fortschrittliche
Frauen"), einer Organisation mit rund 600 Mitgliedern, die illegalisierte
ArbeiterInnen betreute
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und maßgeblich zur Legalisierung mehrerer tausend MigrantInnen
beigetragen hat. Keine der sechs Mitarbeiterinnen lebt heute noch
in El Ejido. Durch ihre furchtlose antirassistische und feministische
Arbeit inmitten einer rassistischen und patriarchalen Gesellschaft
zogen sie die meisten Aggressionen auf sich.
Nach den Ausschreitungen traten die ArbeitsmigrantInnen aus Protest
in einen unbefristeten Streik. In Folge entstanden große ökonomische
Verluste für die einheimischen Obst- und Gemüsebetriebe,
die dadurch unter enormen Druck gerieten. Dies führte zur Unterzeichnung
eines Abkommens am 12. Februar 2000. Zu den Hauptpunkten dieses Abkommens,
das von VertreterInnen der UnternehmerInnenverbände, der Regional-
und Zentralregierung, der Gewerkschaften, MigrantInnenvereinigungen
und Hilfswerken abgeschlossenen wurde, zählten die Unterbringung
der Personen, deren Unterkünfte zerstört worden waren, Abfindungen
für die Gewaltopfer, sowie die Legalisierung aller "Papierlosen"
in der Region. Keiner dieser Punkte wurde eingehalten.
(weiter im Text unter Bild 1235t)
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