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Endlich - befreiend für mich -, und ich atmete auf, konnte ich
mit wenigem helfen, bedeuteten einige Rupien für die Armen eine
Überlebensbrücke über den reißenden Fluß
des Hungers. Hier konnte ich mit bunt bedrucktem Papier ein glückliches
Lächeln auf die Gesichter der Beschenkten zaubern. Es war ein
"Sesam öffne dich", das mir fremde Seelen erschloß.
Ich konnte Freude schenken, konnte Augen dankbar aufleuchten sehen,
hatte selbst tiefe Freude daran, denn ich erhielt als Gegenleistung
für dieses billige Druckerzeugnis, das an die Stelle des Naturalientauschs
getreten ist, ein vom Herzen kommendes "Dankeschön!"
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In Europa kann man seine Existenz mit Geld untermauern, zementieren,
absichern. In der Dritten Welt kann ich mir mit Geld das Gefühl
des Da-Seins kaufen, mit einigen Geldschei-nen eine menschliche Basis
schaffen, die heißt: Zuneigung und Dankbarkeit.
Die Bestätigung, da zu sein, ist für mich ein reichliches
Bakschisch wert. Dem zarten Mädchen Sheeja, das sich erkältet
hat, kaufe ich eine schwere Decke aus wärmender Wolle. "148
Rupien, oh, so teuer!" Dafür muß der Vater vier Tage
arbeiten. Für mich sind es sieben Mark. Und Sheeba, ihrer Schwester,
die sich ein T-Shirt wünscht, kaufe ich eine besonders schwere
Quali-tät aus Baumwolle. "48 Rupien! Eine sehr gute Qualität!"
Und sie schlägt bewundernd die Hände über dem Kopf zusammen.
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