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Zum ersten Mal in meinem Leben war ich der "reiche Onkel aus
Amerika" und spielte den Be-tuchten - ich, der zeitlebens jeden
Pfennig zweimal umdrehen muß. Ein Mensch, dessen Brief-tasche
nie prall gefüllt ist und um den der große Zaster beharrlich
einen großen Bogen schlägt, welch andere Annehmlichkeiten
des Lebens ihn manchmal auch tangieren mögen.
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Seit Jahren war ich nicht so billig gereist
wie im Süden Indiens, und ich verteilte gleichsam als Ausgleich
für günstige Währungsverhältnisse Trinkgelder, nicht
etwa fürstlich - war ich denn wohlhabend? -, aber großzügig,
von Fall zu Fall auch gnädig, hofiert von den geduldig auf ein
Bakschisch wartenden Hotelbediensteten. Und damit begann die Versuchung.
Ein achtungs-volles: "Sir!", ein erfreutes: "Thank you!"
war das tägliche Salz in der Suppe der lebenslan-gen existentiellen
Einsamkeit. In Dritten und Vierten Welten bedeutete ich etwas dank meiner
gefüllten Brieftasche, kaufte ich für einige Rupien "Leben"
und gruppierte es zu einem artigen Stilleben um mich herum.
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