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Die wenigen Hotelgäste des HOTEL HARITAGIRI mochten mit ihren
Gedanken bereits beim Lunch verweilen, wenn ich am frühen Mittag
ins Restaurant hinunterging und mein Frühstück bestellte.
In der Regel war ich zu dieser Zeit der einzige Gast im neuen Restaurant,
in dem die schweren wollenen Vorhänge auch am Tage zugezogen
waren und ein warmes, weiches Dämmerlicht erzeugten.
Dann geschah es immer wieder einmal, daß Leon, der junge Hotelmanager,
sich schweigend zu mir an den Tisch setzte. Ich habe den athletischen
Menschen nie bemerkt, bevor er mir unvermittelt
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gegenüber saß. Wie eine Katze auf weichen Pfoten betrat er
leise den Raum. Er war ein sportlicher Mann im besten Mannesalter mit
den lässigen, geschmeidigen Bewegungen eines Raubtiers oder eines
Menschen, der sich seiner Lebenskraft bewußt ist und sie bis in
die Zehenspitzen spürt.
Trotz seiner vielleicht fünfunddreißig Jahre hatte er bereits
eine Glatze. An den Seiten hing das dichte schwarze Haar lang über
die Ohren, was seinem vollen Gesicht das respektable Aussehen eines
Gurus verlieh. Aber in seinem dunklen Gesicht brannten zwei lebenshungrige
Augen wie heiße Lötkolben, wenn er mir schweigend beim Frühstücken
zusah.
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