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Ich war in einem Desert-Hotel gelandet. Die Besitzer
waren wortkarge Männer, die lieber mit ihren Kamelen in die Wüste
zogen als in der Rezeption auf Hotelgäste zu warten. Wüstensöh-ne,
die irgendeine Form einer Bewährung suchten und nicht nur auf
das Geld erpicht waren, das ihnen die Touristen ins Haus brachten.
Sie fühlten sich hier fehl am Platz, das sah ich mit einem Blick,
als ich das Hotel betrat.
Sie hockten verschlafen in der Rezeption, die wärmende Wolldecke
fröstelnd hoch über die Schulter gezogen, als wollten sie
die Unbilden der rauhen Wüste heraufbeschwören, denen sie
sich so oft aussetzten. Dabei war es nun warm geworden. Die Grillen
zirpten, die Nächte wurden lau, die Tag- und Nachtgleiche stand
bevor und damit das Holi-Frühlingsfest.
Das Desert-Hotel war ein Männerhotel. Nur morgens gegen zehn
Uhr erschien eine in einen gelben Sari gekleidete, verschleierte Inderin.
Mit einem Strohbesen säuberte sie die Gemein-schaftstoilette,
indem sie die Fäkalienreste geduldig auf dem Boden hin und her
fegte, sie gleichmäßig verteilte und dann ein Töpfchen
Wasser darauf kippte.
Es waren in der Regel vier Männer, die gleichmütig auf Hotelgäste
warteten und damit eigentlich auf Safari-Teilnehmer. Welches Hotel
in diesem Ort war nicht auch ein Kamel-Safari-Organisator? Sie verdienten
an der Safari mehr Geld als an den vermieteten Hotel- und Herbergszimmern.
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Meine Freunde - ich hatte sie schnell in
mein Herz geschlossen - saßen zumeist untätig herum. Es kamen
nur wenige Gäste in das RAJDHANI. Es war noch in keinem Fremdenführer
verzeichnet, denn das Hotel war neu. Es war so neu, daß nicht
einmal der örtliche Touristen-prospekt es erwähnte.
Es war der Gleichmut, dieser den Wüstenmenschen angeborene Stoizismus,
der mir die schweigsamen Männer liebenswert machte. Und die scheinbare
Gleichgültigkeit, mit der sie das Geld betrachteten. Sie schienen
auf irgendwelche Einnahmen keinen besonderen Wert zu legen. Es fiel
mir schwer, mich auf meine Rolle als Nur-Hotelgast zu versteifen, wenn
sie mich energisch zum Gruppenritt in die Wüste aufforderten. Sie
fühlten sich nur auf dem Rücken der Kamele wohl. Doch ich
mag nicht mit einer Touristengruppe auf Safari gehen und tagelang auf
dem Rücken eines Kamels die eintönige Wüste durchqueren.
Ich zog es vor, mit dem Rad hinaus zu radeln, mich am Rande der Wüste
auf einen großen Stein zu setzen, zu schreiben oder ruhig auf
die späte Nachmittagsstunde zu warten, wenn die tiefstehende Sonne
beginnt, die tote Welt des Sandes und der Steine mit gleißendem
Gold zu überschütten. |
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