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THEMA: Antifaschismus
ORT: Dresden
ZEIT: 18. Februar 2012
BILDMAPPE: Ablage im Bildarchiv / 4141 \

Dresden: Siamo tutti antifascisti!

Ein großer Tag für den in Sachsen so ungern gesehenen Antifaschismus. Mehrere tausend Menschen zogen am Samstag, den 18.2.2012 vom Hauptbahnhof durch die gesamte Dresdner Innenstadt bis hin zum "Haus der Begegnung" im Stadtteil Pieschen. Anlass für die Demonstration war ein geplanter Aufmarsch von mehreren tausend Nazis, die erst im vergangenen Jahr am Widerstand von mehr als 20.000 Menschen im Süden der Stadt gescheitert waren. Daraufhin hatten sächsische Ermittler damit begonnen, mehr als eine Million Handydaten auszuwerten und die Praxis der Blockaden zu kriminalisieren. Die Demonstration war nötig geworden, nachdem in Sachsen die Ermittlungsbehörden schon seit Monaten die Jagd auf mutmaßliche Antifaschistinnen und Antifaschisten eröffnet hatten. Am Block der "antisächsischen Extrem_ist_innen" beteiligten sich fast 3.000 Menschen, um damit ihren Unmut "Gegen das sächsische Demokratieverständnis und die Kriminalisierung von Antifaschismus" auf die Straße zu tragen. Auch das Aktionsbündnis "Dresden Nazifrei" und mehrere Antifagruppen hatten sich einem gemeinsamen Aufruf "...für einen antifaschistischen Konsens!" eingesetzt und zur Großdemonstration mobilisiert. (ausführlicher Bericht siehe addn.me)

Nachdem die Nazis vor einigen Wochen ihren geplanten Aufmarsch für den 18. Februar abgesagt hatten, wurde vom Bündnis Dresden Nazifrei Plan B ausgerufen, eine große Demonstration gegen sächsische Verhältnisse. Zu kritisieren gab es viel, insbesondere die Kriminalisierung von Antifaschist_innen. Der Aufruf war bekannt, was soll man groß noch sagen… Es war Wahnsinn! Weit über 10.000 Antifaschist_innen bildeten eine Demonstration, deren laufender Zug an sich länger war als die komplette Naziroute am 13. Februar. Damit dürfte Dresden eine der größten Demonstrationen der letzten 20 Jahre erlebt haben, wenn nicht sogar überhaupt die größte.

Bereits kurz nach 10 Uhr waren schon weit über tausend Menschen am Hauptbahnhof und bis zur Auftaktkundgebung um 11 Uhr wurden es immer mehr. Freunde, Genossen, Antifaschist_innen von überall aus Deutschland. Aus Hannover, Stuttgart, Berlin, Dortmund. Da kann man nur noch sagen: Danke, dass ihr alle da wart. Und sogar das Wetter war auf unserer Seite.

Gegen 11.30 Uhr ging die Demonstration los. Es dauerte erwartungsgemäß länger, und während die ersten schon am Pirnaischen Platz waren, liefen die letzten erst am Hauptbahnhof los. Das sind alleine 1000 Meter. In Höhe der Synagoge, vor der Carolabrücke, gab es bereits die erste Zwischenkundgebung. Das heißt, über den ganzen Demozug verteilt waren es eigentlich mehrere Kundgebungen, da eine alleine gar nicht für alle reichte.

Weiter ging es am Innenministerium vorbei, wo die sächsische Politik symbolisch einige Auszeichnungen bekam. Unter Anderem einen Preis in der Kategorie „Pseudoaktivismus gegen Neonazis“ für die Stadt Dresden. Über den Albertplatz ging es zum Bahnhof Neustadt, auch dort gab es eine Zwischenkundgebung, denn dies war der Platz, an dem die Nazis 2010 erstmals wirklich erfolgreich blockiert wurden. Wer hätte damals gedacht, dass wir ihnen dreimal in Folge eine solche Abfuhr erteilen würden?

Die Demonstration endete schließlich am Roten Baum, wo im letzten Jahr ein Polizeieinsatz gegen eine angebliche Koordinierung der Proteste in Dresden stattfand, einen Einsatz, für den sich die Polizei später sogar entschuldige musste. War es bis dahin eine sehr friedliche Demonstration, gab es dann leider doch noch kurze Zusammenstöße zwischen Polizei und Antifaschisten, da die Polizei wohl meinte, noch vermeintliche Straftäter aus der Kundgebung heraus holen zu müssen. Glücklicherweise beruhigte sich die Lage recht schnell wieder, und für alle Beteiligten war es eine großartige Demonstration.

Nazis wurden an diesem Tag keine in Dresden gesehen, nur in zwei kleineren Städten (Worms & Gera) versuchten Nazis eine spontane Demonstration durchzuführen, scheiterten aber an dem entschiedenen regionalen Widerstand. Übrigens gab es auch von den “Offiziellen” der Stadt Dresden eine Kundgebung. Da fanden sich gerade mal 1000 Menschen zusammen… - Daniel Weigelt woschod.de -

Das erste Fazit von Dresden Nazifrei:

"(…) Dieser Tag war alles in allem ein großer Erfolg für uns. Mehr als 10.000 Antifaschist_innen haben gezeigt, dass sie einen Großaufmarsch der Nazis nicht dulden wollen und dass wir gemeinsam gegen Repression stehen. Auch haben sie ein kraftvolles Zeichen gegen die Verhältnisse gesetzt, die das jährliche Dresdner Event erst möglich gemacht haben. Vielen Dank an alle, die da waren! (…)“

 



Fotos: VisionA/Daniel Weigelt/Thomas Trueten/Umbruch Bildarchiv
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