Acta ad acta
Europaweit protestierten
am 11. Februar 2012 über 200.000 Menschen gegen das umstrittene Anti-Piraterie-Abkommen
ACTA (Anti-Counterfeiting Trade Agreement).
Bei eisigem Wetter versammelten sich am Samstag allein in Berlin rund
6000 Menschen am Alexanderplatz, um gegen verschärfte Überwachung,
Zensur und das drohende Ende jeglicher freien Nutzung des Internets zu
demonstrieren. Deutschlandweit haben 100.000 Menschen in 55 Städten
gegen ACTA demonstriert.
Provider sollen dem Abkommen zufolge die Daten und die Internet-Adresse
eines vermeintlichen Piraten unmittelbar an die beantragende
Organisation herausgeben. Auch Kommunikationsplattformen wie z.B. youtube
oder facebook sollen dazu verpflichtet werden, Urheberrechtsverletzer
selbstständig aufzuspüren und zu sperren. Um das möglich
zu machen, wäre ein beträchtlicher Überwachungsaufwand
zu betreiben. Um die Provider unter Druck zu setzen und um sie als Hilfssheriffs
einspannen zu können wurde angedacht, schon die Beihilfe, also das
Nichtstun der Provider im Falle von Urheberrechtsverletzungen, unter Strafe
zu stellen. Nach drei Vergehen sollte es dann möglich
sein, Internetdienstanbieter zu sperren. Da ACTA in seiner verhandelten
Form auch Regelungen zum Strafrecht enthalten, die in der EU-Gesetzgebung
nicht enthalten sind, müsste darüber auch im Bundestag abgestimmt
werden. Die Vorratsdatenspeicherung, die Internetdienstanbieter vorhalten
müssten, ist in Deutschland nur im Falle von schweren Straftaten
gesetzlich abgedeckt.
ACTA wurde lange Zeit hinter dem Rücken der Öffentlichkeit ausgearbeitet.
Die Organisation Reporter ohne Grenzen spricht von einer Verhinderung
der demokratischen Debatte. Die ersten Gespräche zwischen den
USA und Japan begannen bereits 2006. Erst im Dezember 2010 legte die behandelnde
EU-Kommission dem Parlament eine erste, damit öffentliche Fassung
vor, die endgültige im Mai 2011. Schwammige Vertragsformulierungen
sollen angeblich durch die Heranziehung der Verhandlungsprotokolle interpretierbar
werden, deren Inhalte allerdings bis heute nicht bekannt sind.
Nach heftigen Protesten wurden die anstehenden Ratifizierungen in Tschechien,
Polen, der Slowakei und in Lettland gestoppt. In Deutschland wurde bereits
die erste Stufe der Unterzeichnung zurückgezogen. Das Abkommen ist
bisher von keinem Staat ratifiziert.
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